Selbstständigkeit als Nachhilfelehrer

Tipps für die Selbstständigkeit als Nachhilfelehrer

Ob als Nebenverdienst und Kleingewerbe neben dem Studium oder als Weg in die hauptberufliche Selbständigkeit: Nachhilfelehrer sind gefragt, müssen sich dafür aber nicht zwangsläufig an ein großes Unternehmen binden.

Wer sein Wissen in Eigenregie vermitteln möchte, sollte das Vorhaben aber bedacht angehen – denn wie bei jeder Selbständigkeit, ist auch die als Nachhilfelehrer kein Selbstläufer.

Wer selbständig als Nachhilfelehrer tätig sein möchte, muss sich zunächst überlegen, wie die Selbständigkeit überhaupt offiziell firmiert wird.

Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird ein Gewerbe gegründet oder man übt die Tätigkeit auf freiberuflicher Basis aus.

In beiden Fällen handelt es sich beim “Nachhilfelehrer/in” um keine geschützte Berufsbezeichnung, niemand muss also Lehramt studiert oder vergleichbare Berufe ausgeübt haben, um sich damit ein Zubrot zu verdienen oder sein eigenes Haupteinkommen zu bestreiten.

Eine komplette Wahlfreiheit haben angehende selbständige Nachhilfelehrer dahingehend aber nicht unbedingt. Gemeinhin betrachtet zählt das Unterrichten zu den freiberuflichen Tätigkeiten.

Wer aber vorwiegend Einzelunterricht gibt, muss unter Umständen ein Gewerbe anmelden. An dieser Stelle kann es hilfreich sein, sich vorab beim zuständigen Finanzamt zu erkundigen und die Ausübung der geplanten Selbständigkeit zu schildern – beispielsweise dahingehend, wie viele Stunden Nachhilfe gegeben werden und wie groß der zu erwartende Kundenkreis ist.

Wer lediglich einen oder zwei Schüler betreut, wird im Regelfall den Weg über das Gewerbe und damit eine offizielle Firmierung antreten.

Ein eigenes Gewerbe kann im weiteren, erfolgreichen Verlauf der Selbständigkeit hilfreich sein. Allen voran dann, wenn es so gut läuft, dass sich aus der eigens ausgeübten Nachhilfetätigkeit bald schon ein Nachhilfeinstitut mitsamt weiteren Nachhilfelehrern und damit Mitarbeitern entwickelt. Bis dahin ist es aber anfänglich noch ein weiter Weg.

Den richtigen Stundensatz wählen

Ob Freiberufler oder Gewerbetreibende: Bei einer Selbständigkeit kann kein vergleichbarer Stundensatz gegenüber einer Arbeitnehmertätigkeit herangezogen werden.

Das aus zweierlei Gründen: Erstens müssen Selbständige ihre (private) Krankenversicherung komplett selbst bezahlen, selbiges gilt auch für den optionalen Eintritt in die gesetzliche Rentenversicherung, zweitens müssen Rücklagen aufgebaut werden – falls es einmal schlecht läuft oder man aufgrund von Urlaub oder Krankheit nicht aktiv arbeitet und während dieser Zeit damit auch kein Geld verdient.

Einen Kredit im Internet vergleichen und zu beziehen kann zwar finanzielle Engpässe kurzfristig auflösen, idealerweise kommt es dazu aber gar nicht erst, weil Stundensatz, monatliche Umsätze und damit auch die persönlichen Nettoeinkünfte hoch genug sind, um temporäre Ausfallzeiten zu überbrücken.

Tipp: Wer weniger als 20 Stunden wöchentlich als Nachhilfelehrer arbeitet, kann die Tätigkeit im Regelfall auch als Nebenjob laufen lassen. Das ist in erster Linie aber nur für jene interessant, die sich beispielsweise neben dem Studium selbständig als Nachhilfelehrer machen möchten.

In der Anfangszeit sind etwa 20 bis 50 Euro Stundensatz normal. Zu berücksichtigen ist, dass mit der Selbständigkeit im Regelfall auch eine Umsatzsteuerpflicht einhergeht, außer die Tätigkeit wird als Kleingewerbe geführt.

Besteht eine Umsatzsteuerpflicht, müssen aktuell 19 % Mehrwert- beziehungsweise Umsatzsteuer aufaddiert werden. Das ist aber nur ein Durchlaufposten und kein richtiger Verdienst: Denn die Umsatzsteuer wird abzüglich der Vorsteuer monatlich an das Finanzamt weitergeleitet.

Bei den Stundensätzen sollten Nachhilfelehrer, die in die Selbständigkeit gehen, daher immer in Nettopreisen denken – aber auch berücksichtigen, dass der Endpreis durch die Umsatzsteuer für den Schüler/die Eltern teurer wird. Damit ist es auch schwieriger in Konkurrenz zu Nachhilfelehrern zu treten, die das nur nebenberuflich machen und keine zusätzlichen 19 % auf ihre Stundensätze aufaddieren müssen.

Am Anfang heißt es: Aktiv werben und zugleich Kosten sparen

Die größte Hürde am Anfang einer Selbständigkeit ist immer, sich überhaupt erst einmal auf dem Markt zu etablieren. Gut ist, wenn schon einige Schüler vorhanden sind, weil diesen beispielsweise vorher nebenberuflich Nachhilfe gegeben wurde. Das klappte idealerweise so gut, dass deren Eltern dann auch eine Empfehlung an andere Eltern abgeben.

Weitere Möglichkeiten, für sich selbst als selbständiger Nachhilfelehrer zu werben, sind:

  • eine eigene Webseite
  • Flyer und Visitenkarten
  • Anmeldung auf Vermittlungsplattformen und -portalen
  • in Suchmaschinen und bei lokalen Suchergebnissen (wie Google My Business) vertreten sein
  • Online-Werbung schalten oder sich in sozialen Netzwerken abheben

All diese Werbemaßnahmen sollten insbesondere in der Anfangszeit nicht zu viel kosten. Aus diesem Grund kann es empfehlenswert sein, auf ein eigenes Büro anfänglich zu verzichten. Nachhilfestunden könnten stattdessen entweder “remote” online oder direkt beim jeweiligen Schüler zuhause stattfinden.

Sich selbst ein starkes Profil verschaffen

Ebenfalls wichtig: Ein eigenes Profil, das ganz klar die Leistungen hervorhebt. Dabei müssen sich selbständige Nachhilfelehrer auch an der Angebots- und Nachfragesituation orientieren.

Nachhilfe in Latein wird beispielsweise weitaus weniger Nachfrage als Mathe-Nachhilfe haben, andererseits ist auch das Angebot an Latein-Nachhilfelehrern erwartungsgemäß deutlich kleiner.

Idealerweise bringen Nachhilfelehrer mehrere Kompetenzen mit und können damit auch mehrere Fächer in verschiedenen Klassen und Stufen abdecken.

Gleichermaßen ist es empfehlenswert, ergänzend zu den allgemeinen Fächern noch spezialisierte Leistungen anzubieten – zum Beispiel Abitur-Vorbereitungen.

In allen angebotenen Fächern sollte der Nachhilfelehrer natürlich nachgewiesen sattelfest sein. Des Weiteren sollte und muss der Nachhilfelehrer ein konkretes Interesse an guten schulischen Leistungen der eigenen Schützlinge haben.

Anderenfalls wird es nicht lange dauern, bis Eltern sich womöglich einen anderen Nachhilfelehrer suchen – oder sie geben an weitere Eltern zumindest keine Empfehlung ab.

Tipp: Selbständige Nachhilfelehrer müssen auch darüber nachdenken, wann genau sie ihre Tätigkeit anbieten. Die klassischen Arbeitszeiten werden Nachhilfelehrer wahrscheinlich nicht haben, schließlich sind Schüler wochentags normalerweise bis etwa 15 Uhr in der Schule – und können in dieser Zeit offensichtlich keine Nachhilfe beziehen.

Wichtig ist also, sich vorab darüber klar zu werden, dass die meisten Arbeitsstunden am (späten) Nachmittag, Wochenende oder in den Ferien stattfinden werden. Dadurch entsteht die Notwendigkeit, auch den eigenen Alltag entsprechend anzupassen.

Einzel- oder Gruppenunterricht?

Die Nachfrage nach Nachhilfe ist nach wie vor ungebrochen: Manche Experten sehen in der riesigen Nachfrage auf dem Nachhilfe-Markt sogar den Beweis für das ineffiziente deutsche Schulsystem.

Nachhilfelehrer müssen, während sie im Zuge der Selbständigkeit als Nachhilfelehrer ihr Profil schärfen, auch überlegen, wie sie die eigenen Leistungen optimieren können.

Einzel-Nachhilfestunden sind aus Schülersicht natürlich ideal, finanziell kann sich für den selbständigen Nachhilfelehrer aber auch der Gruppenunterricht lohnen.

So können an Eltern und Schüler günstigere Preise gestellt werden, da der Nachhilfelehrer während der Unterrichtsstunde Einnahmen von mehreren Parteien generiert.

Parallel dazu können sich selbständige Nachhilfelehrer auch überlegen, wie sie sich von den eigenen Wettbewerbern abheben. So zum Beispiel durch alternative pädagogische Konzepte oder besondere Kompetenzen.

Wer ein eigenes Büro besitzt, kann auch mit kleinen Aufmerksamkeiten schon einen guten Eindruck vermitteln – zum Beispiel einer gesunden Snack- oder Getränkebar, die die Schüler während der Unterrichtsstunde mit “Brainfood” unterstützt.

Wer selbständig als Nachhilfelehrer ist muss zudem auf die Bedürfnisse der Eltern eingehen: Denn letztlich sind die indirekt die eigenen Kunden, schließlich sind sie es, die sich für die Nachhilfestunden für das eigene Kind entschieden haben und diese bezahlen.

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