Die Gedanken einer Person als Sinnbild für die Untersysteme des Langzeitgedächtnisses

Langzeitgedächtnis – Verstehen und Trainieren

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Du möchtest wissen, was genau das Langzeitgedächtnis ist oder dir fällt es schwer, dir den ganzen Lernstoff zu merken und du fragst dich, woran das liegen könnte?

Wir haben die wichtigsten Infos zum Langzeitgedächtnis zusammengestellt und geben dir praktische Tipps und Übungen an die Hand, mit denen du dein Langzeitgedächtnis spürbar verbessern kannst.

Los geht´s!

Unser Langzeitgedächtnis beinhaltet also Informationen, die 15-30 Sekunden alt sind, bis hin zu unseren ältesten Kindheitserinnerungen.

Das Langzeitgedächtnis speichert viele Arten von Informationen. Dazu gehören Fakten, persönliche Erlebnisse und auch schwer in Worte fassbare Information wie praktische Fertigkeiten.

Das Langzeitgedächtnis liegt teils im präfrontalen Kortex, dem vorderen Bereich der Gehirnoberfläche. Auch der Hippocampus, eine Struktur im Inneren des Gehirns, ist Teil des Langzeitgedächtnisses.

Langzeitgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis

Das Langzeitgedächtnis arbeitet eng mit dem Kurzzeitgedächtnis zusammen. Diese Zusammenarbeit erklären Atkinson und Shiffrin in ihrem Mehrspeichermodell.

Darstellung der Abfolge von Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis

Unsere Sinnesorgane wie Augen, Nase, Ohren, Zunge und Haut senden Informationen an das Ultrakurzzeitgedächtnis, wo sie einige Sekunden bleiben.

Anschließend gelangen die Informationen in das Kurzzeitgedächtnis. Dort können sie für 15-30 Sekunden aufbewahrt werden.

Das Kurzzeitgedächtnis ist wie ein Arbeitsplatz. Hier kannst du Informationen aktiv wiederholen, organisieren und mit deinem Wissen verknüpfen.

Nur die so verarbeiteten Informationen schaffen es in das Langzeitgedächtnis. Dort können sie für unbegrenzte Zeit verbleiben.

Wenn du dich an etwas aus deinem Langzeitgedächtnis erinnern willst, holt dein Gehirn diese Information wieder zurück in das Kurzzeitgedächtnis, damit du sie nutzen kannst.

Das Kurzzeitgedächtnis ermöglicht dir, Informationen vorübergehend zu speichern, zu bearbeiten und später erneut zu erinnern. Hingegen bewahrt das Langzeitgedächtnis Informationen langfristig auf, nachdem du sie im Kurzzeitgedächtnis verarbeitet hast.

Obwohl das Langzeitgedächtnis eng mit dem Kurzzeitgedächtnis verknüpft ist, sind beide eigenständige Systeme mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Langzeitgedächtnis

Kurzzeitgedächtnis

speichert Informationen für eine unbegrenzte Zeit

speichert Informationen für kurze Zeit

bewahrt eine unbegrenzte Menge an Informationen auf

bewahrt eine begrenzte Menge an Informationen auf (durchschnittlich 7 Informationseinheiten)

Informationen werden in Form von Verbindungen zwischen Neuronen gespeichert

Informationen werden in Form der Aktivität von Neuronen gespeichert

speichert vor allem bedeutungsbezogene (semantische) Informationen

speichert akustische, visuelle und bedeutungsbezogene (semantische) Informationen

Informationen werden dauerhaft gespeichert, um langfristiges Lernen und Erinnern zu ermöglichen

Informationen werden vorübergehend gespeichert und bereitgestellt, damit aktuelle Aufgaben bewältigt werden können

Langzeitgedächtnis – Unterteilung und Beispiele

Unterteilung des Langzeitgedächtnisses in deklaratives und non-deklaratives Gedächtnis

Deklaratives Gedächtnis

Das deklarative Gedächtnis ist der Teil des Langzeitgedächtnisses, der Informationen umfasst, die in Worten beschreibbar sind. Außerdem werden diese meist bewusst erinnert.

Semantisches Gedächtnis

Im semantischen Gedächtnis sind unser Wissen über die Welt, Fakten sowie Wörter und ihre Bedeutungen enthalten. Dabei sind diese Informationen nicht mit persönlich erlebten Ereignissen verknüpft.

Beispiele

  • Erinnerung an die eigene Einschulung
  • Erinnerung an das Treffen mit Freunden letztes Wochenende
  • Erinnerung an das Mittagessen von gestern

Episodisches Gedächtnis

Das episodische Gedächtnis bewahrt Informationen über Ereignisse auf, die wir selbst erlebt haben. Wenn wir uns an diese Information erinnern, dann erinnern wir uns immer auch gleichzeitig an den Ort (wo?) und den Zeitpunkt (wann?) des Ereignisses.

Beispiele

  • Das Wissen, dass Paris die Hauptstadt von Frankreich ist
  • Das Wissen, wie der Satz des Pythargoras lautet
  • Das Wissen, was das Wort “Liebe” bedeutet

Jede Information, die in Worte gefasst und mit dem Ort und dem Zeitpunkt eines persönlich erlebten Ereignisses verknüpft ist, gehört zum episodischen Gedächtnis. So gehören zum Beispiel die Spanisch-Vokabeln, die du letzte Woche in der Bibliothek gelernt hast, auch zu deinem episodischen Gedächtnis.

Non-deklaratives Gedächtnis

Das non-deklarative Gedächtnis ist der Teil des Langzeitgedächtnisses, in dem Informationen gespeichert werden, die nicht oder nur schwer in Worten ausgedrückt werden können. Darüber hinaus werden diese meist unbewusst erinnert.

Prozedurales Gedächtnis

Das prozedurale Gedächtnis speichert praktische Fertigkeiten und automatisch ablaufende Bewegungen.

Beispiele

  • Fahrradfahren
  • Spielen eines Musikinstruments
  • Schreiben

Klassische Konditionierung

Bei der klassischen Konditionierung tritt ein neutraler Reiz, der anfangs keine bestimmte Reaktion auslöst, gemeinsam mit einem unkonditionierten Reiz auf, der natürlich eine Reaktion hervorruft. Nachdem beide Reize gemeinsam aufgetreten sind, wird der neutrale Reiz zum konditionierten Reiz. Der konditionierte Reiz führt dann zur gleichen Reaktion, auch ohne den unkonditionierten Reiz.

Beispiele

  • Du hörst ein bestimmtes Lied während du etwas Schönes erlebst und fühlst dich danach immer wieder glücklich, wenn du das Lied hörst
  • Du machst an einem bestimmten Ort eine schlechte Erfahrung und hast anschließend jedes Mal ein ungutes Gefühl, wenn du dort wieder zurückkehrst

Priming

Beim Priming nehmen wir bewusst oder unbewusst einen Reiz wahr, wodurch unsere Reaktion auf einen nachfolgenden Reiz beeinflusst wird.

Beispiele

  • Du siehst im Fernsehen eine Pizza und entscheidest dich später beim Einkaufen dazu eine Pizza zu kaufen
  • Du liest einen Artikel zum Thema Meer und dir fallen anschließend beim Kreuzworträtsel lösen besonders schnell Wörter rund um das Meer ein

Langzeitgedächtnis – Störung und Verlust

Langzeitgedächtnis und Demenz

Bei Demenz verschlechtert sich die Denkfähigkeit allmählich. Dabei verschlechtert sich typischerweise auch das Gedächtnis, das im fortgeschrittenen Stadium sogar weitgehend verloren gehen kann.

Zuerst leidet meist das Kurzzeitgedächtnis und später auch das Langzeitgedächtnis. Hierbei bleibt das non-deklarative Gedächtnis oftmals besser erhalten als das deklarative Gedächtnis.

Betroffene können sich deshalb oft nicht mehr an persönliche Ereignisse und Fakten erinnern, jedoch findet noch Klassische Konditionierung und Priming statt.

Demenzen treten typischerweise bei älteren Personen über 65 Jahren auf.

Person mit schlechtem Langzeitgedächtnis, die Zettel als Erinnerungshilfe benutzt

ADHS und Langzeitgedächtnis

Anders als bei Demenz kann ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) schon in jungen Jahren ein schlechtes Langzeitgedächtnis verursachen.

Bei ADHS beeinträchtigen vor allem 3 Probleme das Langzeitgedächtnis:

  1. Aufmerksamkeitsdefizite machen es schwer, sich auf wichtige Informationen zu konzentrieren und diese Konzentration zu halten.
  2. Leichte Ablenkbarkeit, wodurch man schnell durch äußere Reize oder die eigenen Gedanken abgelenkt wird.
  3. Defizite im Kurzzeitgedächtnis erschweren es, Informationen kurzfristig zu speichern und zu verarbeiten.

Betroffene von ADHS haben also Probleme mit der Aufnahme von Informationen in das Kurzzeitgedächtnis sowie mit deren Verarbeitung. Dadurch können Informationen nicht effektiv in das Langzeitgedächtnis gelangen.

Langzeitgedächtnis Training – Tipps und Übungen

Person, die durch Training ihr Langzeitgedächtnis verbessert
Wissen vertiefen als Strategie zum Training des Langzeitgedächtnisses

Vertiefe dein Wissen!

Versuche die neuen Informationen mit dem Wissen zu verknüpfen, das du bereits besitzt.

Beispiele:

  • Finde Beispiele und Analogien
  • Versuche dir das Gelernte bildlich vorzustellen und erfinde Sinnbilder
  • Denke dir Geschichten zum Gelernten aus
  • Erstelle Mindmaps
Wissen abrufen und sich testen als Strategie zum Training des Langzeitgedächtnisses

Rufe dein Wissen ab und teste dich!

Nehme die Informationen nicht nur passiv auf, sondern rufe sie aktiv aus deinem Gedächtnis ab und teste dich selbst.

Beispiele:

  • Stelle dir Fragen zum Gelernten
  • Nutze Karteikarten, um dich selbst abzufragen
  • Lerne mit Freunden, indem ihr euch gegenseitig Fragen stellt und testet
  • Fasse das Gelernte aus deinem Gedächtnis zusammen
Organisieren als Strategie zum Training des Langzeitgedächtnisses

Organisiere!

Bringe einen klaren und logischen Aufbau in die Informationen, indem du sie sinnvoll ordnest.

Beispiele:

  • Verwende Listen und Tabellen
  • Ordne die Information in Hierarchien und Kategorien, beispielsweise in Form eines Baums oder Mindmaps
  • Benutze einen Zeitstrahl für historische Ereignisse oder Zahlen
Lernsituation an Testsituation anpassen als Strategie zum Training des Langzeitgedächtnisses

Passe die Lernsituation an die Testsituation an!

Der Ort (wo?) und die Art des Lernens (wie?) sollten möglichst stark dem Ort und der Art des späteren Tests ähneln.

Beispiele:

  • Wenn du später in einem ruhigen Raum getestet wird, solltest du auch in einem ruhigen Raum lernen
  • Wirst du in deutscher Sprache getestet, dann lerne auch auf Deutsch
  • Falls du mündlich getestet wirst, spreche möglichst viel beim Lernen
  • Findet ein Multiple-Choice-Test statt, solltest du auch mit Multiple-Choice-Fragen lernen

FAQ

Ab wann spricht man von Langzeitgedächtnis?

Man spricht von Langzeitgedächtnis, wenn wir uns an Information erinnern, die älter als 15-20 Sekunden ist.

Wo sitzt das Langzeitgedächtnis?

Das Langzeitgedächtnis sitzt zum einen im präfrontalen Kortex, dem vorderen Bereich der äußeren Schicht des Gehirns. Zum anderen gehört auch der Hippocampus, der sich im Gehirninneren befindet, zum Langzeitgedächtnis.

Was ist im Langzeitgedächtnis gespeichert?

Das Langzeitgedächtnis speichert unser allgemeines Wissen über die Welt, Fakten, Wörter und ihre Bedeutungen sowie unsere praktischen Fähigkeiten und erlernten Bewegungen. Zudem sind im Langzeitgedächtnis auch Klassische Konditionierung und Priming gespeichert.

Warum habe ich so ein schlechtes Langzeitgedächtnis?

Ein schlechtes Langzeitgedächtnis liegt bei älteren Personen über 65 Jahren oft an Demenz. Hingegen kann bei jüngeren Personen ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) Probleme mit dem Langzeitgedächtnis bewirken.

Was fördert das Langzeitgedächtnis?

Das Langzeitgedächtnis kann gefördert werden, indem man Gelerntes mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft, sich aktiv selbst abfragt und testet und  die Informationen sinnvoll organisiert. Ebenfalls ist es wichtig, die Lernumgebung an die Testumgebung anzupassen.

Hast du noch Fragen oder Tipps, um das Langzeitgedächtnis zu trainieren? Schreib uns gerne einen Kommentar!

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