Die Dramenanalyse wird häufig in der Oberstufe durchgenommen. Manchmal kann es ganz schön schwer werden, ein Drama richtig zu verstehen und einzuordnen. Deshalb wird in diesem Beitrag alles Wichtige rund um das Thema Drama und Dramenanalyse zusammengefasst.
Du lernst…
… die Grundprinzipien des Dramas kennen
… den Aufbau einer Dramenanalyse
… Beispiele, wie du eine Dramenanalyse schreiben kannst
Grundprinzipien der Dramatik
Ein Merkmal des Dramas ist die Unmittelbarkeit. Damit ist gemeint, dass das Stück direkt vor Publikum aufgeführt wird. Das besondere bei einem Drama ist, dass es keine Erzählinstanz gibt. Es gibt also keinen Erzähler, so wie du ihn aus der Literatur kennst. Daran liegt auch, dass das Lesen von einem Drama anders ist. Der Autor:in schreibt nämlich das Drama für die Bühne. Das heißt, du liest sozusagen das Stück, welches auf der Bühne stattfindet.
Es gibt auch Stücke, die eher für die Lektüre verfasst wurden. Diese werden Lesedrama genannt.
Das Drama besteht aus zwei Textsorten. Dabei handelt es sich um Haupt- und Nebentext. Die Unterschiede sind jedoch leicht zu erkennen. Der Haupttext ist alles, was die Figuren sagen. Also entweder der Monolog oder der Dialog.
Unter Nebentext versteht man die Textteile, die nicht die Figurenrede sind. Also zum Beispiel Handlungsanweisungen für die Schauspieler oder Regieanweisungen.
Aufbau eines klassischen Dramas
Das Drama kann in fünf Akte eingeteilt werden. Bei einem klassischen Drama wird zwischen Prolog, Epeisodion und Epilog unterschieden. Dadurch hat sich ein Fünfpunktschema entwickelt. Entwickelt wurde es von Gustav Freytag.
Die Handlung des Dramas wird häufig von Konflikten wie Intrigen vorangetrieben. Es kann auch vorkommen, dass eine Figur ihr Schicksal durchschaut oder eine andere Person wiedererkennt. Dann wird von Anagnorisis gesprochen.
Dramenanalyse – Gattung
Die Gattung Drama lässt sich in zwei Kategorien unterteilen: Tragödie und Komödie.
Beide Formen unterscheiden sich durch das Ende. Endet das Drama mit einem schlechten Ende (Tod der Figuren), handelt es sich um eine Tragödie. Geht das Ende gut aus, dann ist eine Tragödie.
Tragödie und Komödie unterscheiden auch durch die Art der Konflikte. Bei einer Tragödie sind die Figuren meist schuldlos schuldig. Hingegen sind die Figuren bei einer Komödie meist selbst für ihre Schuld verantwortlich.
Eine Tragödie kannst du daran erkenne, dass diese in Reimform geschrieben ist.
Was ist eine Dramenanalyse?
Nachdem wir nur die Grundlagen des Dramas aus der literaturwissenschaftliche Seite geklärt haben, erklären wir dir nun, wie eine Dramenanalyse funktioniert.
Bei einer Dramenanalyse geht es darum, dass du den Aufbau des Dramas untersuchst. Dabei geht es darum, dass du den Inhalt analysiert. Da ein Drama häufig zu umfangreich ist, wird meist nur eine Szene interpretiert. Dabei versuchst du das Drama zu deuten. Ein richtig und ein falsch gibt es dabei nicht. Wichtig ist, dass du deine Gedanken mit Textbelegen untermauert. Achte dabei auf eine logische Argumentation.
Bei der Interpretation kann es sich um einen bestimmten Dialog, einem Ort oder einem Charakter handeln.
Es ist wichtig, dass du das gesamte Drama gut kennst. Sonst macht eine Analyse keinen Spaß.
Vorbereitung für die Dramenanalyse
Auch wenn du nur einen kleinen Teil des Dramas analysieren musst, solltest du das gesamte Drama gelesen haben. Denn eine deiner Aufgaben wird es sein, das Drama in den Kontext einzuordnen.
Außerdem fasst du den Inhalt kurz und prägnant zusammen, untersuchst die Sprache und Figuren. Im nächsten Schritt interpretierst du deine Ergebnisse.
Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du die Textstelle genau und mehrfach durchlesen. Hier kann es hilfreich sein, wenn du dir Stellen markierst und Notizen machst. Gibt es etwas, was dir besonders auffällt.
So ist die Dramenanalyse aufgebaut
Eine Dramenanalyse ist in Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert.
Einleitung
In der Einleitung geht es darum, alle relevanten Eckpunkte des Dramas zusammenzufassen und die zu interpretierende Szene einzuordnen. Somit schreibst du grundsätzliche Informationen auf.
Tipp: Stell dir vor, du schreibst den Text für eine Person, die das Drama nicht kennt. Mit der Einleitung soll die Person einen groben Überblick bekommen, worum es in dem Drama geht.
Hauptteil
Der Hauptteil ist der wichtigste Teil der Dramenanalyse. Hier geht es darum, dass die Szene analysiert wird. Im Grund besteht der Hauptteil aus der Wiedergabe des Inhalts und der Analyse.
1. Schritt: Inhaltsangabe
Du beginnst damit, dass du den Inhalt der Szene in ein paar Sätzen zusammengefasst. Dabei ist es wichtig, dass du nicht zu sehr ins Detail gehst. Es genügt, wenn du beschreibst, um wen es geht, wo es geschieht und wann die Handlung einsetzt.
Achtung: In dem Teil der Inhaltsangabe bewertest und interpretierst du noch nichts. Es geht in diesem Teil nur darum, dass du die Szene einordnest. Dabei solltest du darauf achten, dass du im Präsens schreibst.
2. Schritt: Mit der Analyse beginnen
Die Analyse der Szene erfolgt im zweiten Teil der Dramenanalyse. Bei der Analyse untersuchst du die Szene ganz genau. Dabei beschreibst du Merkmale und Besonderheiten der Szene genau. Du gehst dabei der Frage nach, was wollte der Autor:in damit ausdrücken und warum ist dieser so vorgegangen. Achte besonders auf die Figurenrede. Diese ist entscheidend für das, was im Drama geschieht.
3. Schritt: Merkmale der Szene beschreiben
Du gehst also so vor, indem du dir überlegst, welche Funktion die Szene im gesamten Drama hat.
Ist die Handlung der Szene besonders wichtig für die Handlung des Dramas?
Für die Einordnung der Szene ist es gut, wenn du die Epoche benennst und das Drama dort einordnest.
Außerdem beginnst du beschreiben, wie die Szene aufgebaut ist. Also zum Beispiel, in welchem Raum der Dialog stattfindet.
4. Schritt: Figuren beschreiben
In diesem Schritt beschreibst du, was dir bei den Figuren auffällt. Du beginnst also zu beschreiben, was die Personen ausmacht und in welchem Verhältnis diese zueinanderstehen. Dabei kannst du damit beginnen, die Figuren einzuordnen und ihren Charakter zu beschreiben.
Gibt es einen Grund, warum der Schriftsteller:in die Figuren so beschrieben hat? Welche Bedeutung und Funktion könnte das sein?
5. Schritt: Sprachliche Gestaltung
In diesem Schritt betrachtest du die sprachliche Gestaltung etwas genauer. Beim Lesen hast du sicherlich bereits Auffälligkeiten markiert. Jetzt beginnst du damit, dir zu überlegen, warum es diese Auffälligkeiten gibt und was damit ausgedrückt werden kann.
Hier kannst du alle sprachlichen Mittel rausschreiben und analysieren die du findest. Außerdem solltest du aufschreiben, ob es sich um einen Monolog oder Dialog handelt und wie die Figuren miteinander kommunizieren.
Deine Beobachtungen aus dem Text solltest du immer in Bezug zu dem Drama setzten.
Schluss
Beim Schluss geht es darum, dass du noch einmal deine Erkenntnisse aus dem Drama zusammenfasst. Du beschreibst, was dir aufgefallen ist und was das bedeuten könnte.
Du bewertest also die Szene, die du analysiert hast. Mit dem Schluss rundest du deine Dramenanalyse ab.
Dramenanalyse Beispiel Faust
Für die Analyse ist es zunächst wichtig, dass du dir Notizen machst. Das können zum Beispiel Auffälligkeiten im Text sein.
Damit es dir leichter fällt, selbst eine Dramenanalyse zu verfassen, haben wir hier ein paar Auffälligkeiten und Informationen zusammengetragen.
Infos auf dem Deckblatt
Tragödie: Das Drama wird kein gutes Ende nehmen.
Titel: Faust -> Eine der Hauptpersonen wird Faust sein. Dieser wird eine tragische Rolle spielen, indem er als edler Mensch scheitern wird.
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Erstaufführung: 1808 in Tübingen
Personenverzeichnis:
Die drei wichtigsten Personen: Faust, Mephisto und Margarete
Daraus lassen sich die ersten Konflikte ableiten.
Ein Gelehrter geht mit dem Teufel einen Pakt ein. Das führt zu einem Konflikt.
Faust und ein junges Mädchen haben Kontakt miteinander. Das war zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich und führt zum Konflikt.
Fantastische Figuren wie Gott, Engel und eine Hexe.
Ungewöhnliche Figuren sind der Direktor, Schauspieler und Dichter. Merkwürdig ist, warum in einem Theaterstück auch Personen von einem Theater vorkommen. Aus dieser Personenkonstellation kann abgeleitet werden, dass auch Themen rund um das Theater behandelt werden.
Aufbau und Inhalt
Bei Faust fällt besonders auf, dass es drei Anfänge gibt. Das ist ungewöhnlich.
Was kann das bedeuten?
Es ist bekannt, dass Goethe zur damaligen Zeit eine Krise hatte. Du kannst also davon ausgehen, dass Goethe somit seine Krise bewältigen wollte.
Auffälligkeiten bei der Dramenanalyse
Prolog im Himmel:
“Alles, was auf Erden passiert, hat im Himmel ein Vorspiel”. Daraus kannst du ableiten, dass die Tragödie nicht aufzuhalten ist. Denn Mephisto hat, anders als Gott, ein schlechtes Bild von den Menschen und bezeichnet diese als “Knechte”.
Zwei Tragödien in Faust
Gelehrtentragödie: Der alternde Faust verzweifelt an der menschlichen Erkenntnislosigkeit. Um dem zu entfliehen versucht er sich umzubringen. Seinen Versuch bricht er jedoch ab und geht einen Pakt mit dem Teufel ein.
Gretchentragödie: Faust umwirbt und verführt das junge Gretchen. Dies passiert nicht aus eigenem Antrieb von Faust. Mephisto hat seine Finger im Spiel. Gretchen wird schwanger. Aus Verzweiflung tötet sie ihr neugeborenes Kind. Daraufhin wird sie verurteilt und wartet im Kerker auf den Tod.
Bei beiden Tragödien ist Faust für das Unheil verantwortlich! Was sagt das über Faust aus?
Verhängnisvoller Wendepunkt
Mephisto bringt Faust dazu, sich Gretchen anzunähern. Das weckt die Begierde in Faust und ebnet den Weg in das Verderben. Am Ende ist des die Entscheidung von Faust, sich auf Gretchen einzulassen.
Dramenanalyse
Bei der Analyse ist es wichtig, dass du dir die Textpassage sehr genau anschaust. Als Beispiel, wie viel in einer Szene stecken kann, haben wir die Szene auf der Straße gewählt. In dieser begegnet Faust zum ersten Mal Gretchen.
Bereits im ersten Satz stecken sehr viele Informationen: Faust macht Gretchen ein Angebot und suggeriert damit, dass sie ihm gehört (Mein). Offensichtlich ist Gretchen eine sehr schöne junge Frau (schön). Faust ist ganz hingerissen von ihr. Indem er sie mit “Fräulein” anspricht, macht Faust deutlich, dass er keinen Standesunterschied sehen möchte. Mit den Worten “darf” und “wagen” erweckt Faust den Eindruck von Höflichkeit.
Gretchen erwidert darauf hin, dass sie kein Fräulein ist und eigenständig nach Hause gehen kann. Sie verwendet mit Absicht kein “Ich” und versucht damit eine Distanz aufzubauen. Sie macht deutlich, dass sie ein einfaches Mädchen ist. Das vermittelt, dass Gretchen eine bescheidene Persönlichkeit ist, für sich selbst Entscheiden was sie tut. Sie macht sich nicht viel aus Aussehen und Schmeichelei. Faust hat sie bereits am Arm gefasst. Das symbolisiert eine gewisse Besitzergriffenheit. Gretchen zeigt deutlich, dass sie das nicht möchte.
Faust benutzt das Wort Himmel. Das kann so gedeutet werden, dass er von der Begegnung mit Gretchen sehr berührt ist. Die junge Frau wird ihm lange im Gedächtnis bleiben. Faust wird ihr wieder begegnen.
In dieser kurzen Szene stecken Informationen über die Personen und deren Absichten. Mögliche Konflikte lassen sich bereits erahnen.
Tipps zum Schreiben deiner Dramenanalyse
Damit dir die Dramenanalyse gelingt, solltest du darauf achten, dass du die wichtigsten Punkte aus Einleitung, Hauptteil und Schluss beachtest.
Teste dein Wissen
Jetzt hast du schon einiges über die Dramenanalyse gelernt!
Wenn du willst, kannst du dein neues Wissen mit dem folgenden Quiz testen:
Ergebnisse
#1. Aus wie vielen Akten besteht ein Drama?
#2. Was ist der “Nebentext”?
#3. Was gehört NICHT in die Einleitung?
Häufig gestellte Fragen
Wie schreibe ich eine gute Dramenanalyse?
Für eine gute Dramenanalyse solltest du darauf achten, dass du alle wichtigen Punkte einhälst. Du schreibst die Analyse im Präsens. Zusätzlich solltest du dich an Einleitung, Hauptteil und Schluss halten. Achte auf eine ordentliche Textarbeit. Die Textstellen solltest du belegen können. So wird deine Argumentation schlüssiger.
Was muss in eine Dramenanalyse
Einleitung, Hauptteil und Schluss sind die wesentlichen Bestandteile einer Dramenanalyse.
In der Einleitung beschreibst du, wer du, wer die Szene geschrieben hat, worum es geht, was passiert ist und wie die Figuren zueinanderstehen.
Im Hauptteil ordnest du die Szene in den Kontext des Dramas ein. Anschließend gehst du in die Analyse über. Dort beschreibst du die Merkmale der Szene, analysierst die Figuren und gehst auf die sprachliche Gestaltung ein.
Im Schlussteil schreibst du eine kurze Zusammenfassung, Bewertung der Szene und eine Beurteilung, von dem, was du bei der Analyse herausgefunden hast.
Hat dir der Artikel weitergeholfen und deine Fragen beantwortet? Lass es uns gern in einem Kommentar wissen.
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