Industrialisierung: Zeitraum, Definition und Länder einfach erklärt

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Die Industrialisierung war eine der wichtigsten Phasen der Menschheitsgeschichte. Doch was ist da genau passiert? Warum war sie so wichtig? Und wer hat wann genau industrialisiert?

Das alles und wie die Industrialisierung in den einzelnen Ländern vorangeschritten ist, erfährst du in diesem Artikel.

Legen wir los.

Definition der Industrialisierung

Unter “Industrialisierung” versteht man einen Prozess, indem ein Land eine heimische Industrie aufbaut. In einem historischen Kontext war dies eine Zeit über das 18., 19. und frühe 20. Jahrhundert hinweg. Zu dieser Zeit vollzogen viele Länder diesen Prozess.

Achtung: Wenn in der Geschichte vom x-ten Jahrhundert die Rede ist, dann sind die konkreten Jahreszahlen immer um eins kleiner und um ein Jahr verschoben. Das 19. Jahrhundert ging also von 1801 bis 1900.

Industrialisierung in England

Den Anfang mit der Industrialisierung in Europa machte England/Großbritannien.

Dafür gab es im Prinzip 3 wichtige Gründe: Erstens wurden viele Erfindungen, die wichtig für die Industrialisierung waren, in Großbritannien erfunden, so zum Beispiel die Spinnmaschine („Spinning Jenny “), der mechanische Webstuhl oder die Dampfmaschine.

Zweitens gab es in England viele natürliche Kohlevorkommen. Kohle wurde, durch die Verbreitung der Dampfmaschine, die mit Kohle funktionierte, schnell ein wichtiger Rohstoff.

Und drittens war Großbritannien damals das reichste Land der Welt, da sie auf das weltumspannende Handelsnetzwerk des britischen Empires zugreifen konnten. Dadurch konnten sie viel Geld ausgeben, um Fabriken zu bauen und Städte auszuweiten. Auch kamen sie so an viele wichtige Rohstoffe.

Heute noch sieht man oft in England Häuserreihen aus roten Backsteinen, die in der Industrialisierung gebaut wurden.

Besonders groß war die Industrialisierung in der englischen Stadt Manchester. Den Hochkapitalismus, der die Industrialisierung begleitete, wurde deswegen manchmal auch Manchester-Kapitalismus genannt.

Industrialisierung in Deutschland

Deutschland hatte ein kleines Problem, als England begann zu Industrialisieren: Es gab kein Deutschland. Damals bestand Deutschland noch aus lauter kleineren Staaten, die zusammen den sogenannten Deutschen Bund bildeten.

Die größten Staaten in diesem Bund waren das österreichische Kaiserreich und das Königreich Preußen. Und obwohl verschiedene Bürger dieser Staaten sich durchaus zu einem Deutschland vereinigen wollten, wurde dies von den Herrschern der verschiedenen Staaten nicht erlaubt.

1848 brachen in vielen der deutschen Staaten Revolutionen aus, die ein vereinigtes Deutschland herbeiführen wollten. Durch militärische Gewalt und politische Winkelzüge konnten die Herrscher diese Revolutionen aber überstehen.

Doch es wurde zu einem Problem, dass Deutschland aus so vielen kleinen Staaten bestand. Denn wichtig für die Industrialisierung ist der schnelle Handel, man muss die Kohle ja auch zu den Fabriken bringen.

Jetzt hatte allerdings jeder einzelne dieser kleine Staaten seine eigenen Grenzen, seine eigenen Grenzkontrollen und seine eigenen Zölle. Wollte man allein etwas von München nach Hamburg liefern, musste man dafür unzählige Grenzen überschreiten, und an allen Zoll bezahlen.

Nach und nach konnte sich in Deutschland  dennoch eine Industrie aufbauen. Eine wichtige Rolle spielten dabei vor allem Eisenbahnen.

Die Industrie siedelte sich vor allem im Ruhrgebiet an, da es dort auch viele Kohlevorkommen gab und man somit kürzere Transportstrecken hatte.

Erst als sich Deutschland 1871 unter Preußen vereinigte, konnte die Industrialisierung von einer großen Regierung ins Auge gefasst werden. Und das lief sehr gut: Vor dem ersten Weltkrieg hatte Deutschland die größte Wirtschaft der Welt.

Industrialisierung in den USA

In den USA industrialisierte vor Allem der Norden des Landes, wohingegen der Süden des Landes bei der großen, plantagen-basierten Landwirtschaft blieb. Die Industrie des Norden verarbeitete die Rohstoffe aus dem Süden, vor Allem Baumwolle. Auf diesen Plantagen ließ der Süden aber afrikanische oder afroamerikanische Sklaven arbeiten, was viele im Norden ablehnten.

Die frühen USA haben deswegen versucht, immer die Balance zwischen Staaten mit und ohne Sklaverei zu halten. Das ging soweit, dass Texas zehn Jahre nicht in die USA gelassen wurde, weil es diese Balance zerstört hätte.

Nach und nach stauten sich diese Spannungen auf, bis schließlich 1861 der amerikanische Bürgerkrieg  zwischen Nord- und Südstasten ausbrach. Erst nach dem Bürgerkrieg, den der Norden gewann, wurde die Sklaverei in den USA offiziell verboten. Ein Grund für den Sieg des Nordens war seine industrielle Überlegenheit.

Alle diese Ereignisse überschatteten die Industrialisierung in Amerika ziemlich. Auch bei der sogenannten Reconstruktion, als der Süden wieder eigegliedert wurde, siedelte sich kaum Industrie an. Der Süden des Landes blieb lange zeit wirtschaftlich unterentwickelt.

Der Norden konnte sich nun ganz auf seine Industrie konzentrieren.  Dadurch brach eine große Zeit der Industrialisierung an, das sogenannte “vergoldete Zeitalter”. Wie man sich bei diesem Namen schon denken kann, war es nicht ganz so schön, wie man denkt: Viele Arbeiter waren bettelarm, die Fabrikanten bildeten riesige Monopole und die meisten Politiker waren korrupt.

Industrialisierung in Frankreich

Das 19. Jahrhundert, indem die meisten Länder in industrialisierten, war auch in Frankreich politisch sehr chaotisch. Es begann unter der Herrschaft Napoleons, wurde dann von zwei verschiedenen Königshäusern regiert, dann wurde es eine Republik, dann wieder ein Kaiserreich unter Napoleons Neffen und dann wieder eine Republik. Die Industrialisierung Frankreichs fand vor allem unter Napoleon III., zur Zeit des zweiten Kaiserreichs, statt. Er baute das Schienennetz der Eisenbahn aus und lies viele Städte, unter anderem Paris, großflächig umbauen.

Napoleon III. schaffte es leider nicht, so erfolgreich wie sein Onkel zu sein
Napoleon III. schaffte es leider nicht, so erfolgreich wie sein Onkel zu sein

Napoleon III. musste abdanken, als er 1871 den preußisch-französischen Krieg verlor. Otto von Bismarck nutzte diesen Sieg, um die deutschen Staaten unter Preußen zu vereinen. So entstand das deutsche Kaiserreich.

Industrialisierung in Japan

Japan war in der sogenannten Edo-Periode (1603-1868) lange von der Außenwelt abgeschottet. Erst als die USA mit einem Kriegsschiff die Öffnung Japans erzwungen, bemerken die Japaner, wie weit die Welt im Vergleich zu Ihnen gekommen war.

Der japanische Kaiser, der über die Jahre viel von seinem Einfluss verloren hatte, erlangte wieder die Macht durch einen Bürgerkrieg. Danach schickte er eine Gesandtschaft auf Weltreise, um zu sehen, was sein Land alles nachzuholen hatte. Mit deren Wissen vollzog Japan die Industrialisierung im Schnelldurchlauf, was viele außerhalb nicht wirklich mitbekamen.

Erst der russisch-japanische Krieg im Jahr 1904/05 (den die Russen haushoch verloren) zeigte der Welt, wie modern Japan geworden war. Man nennt diese Periode der japanischen Geschichte auch die Meiji-Restauration, nach dem Kaiser Meiji.

Industrialisierung in Russland

Das russische Zarenreich war im 19 Jahrhundert ärmer und schlechter entwickelt als der Rest von Europa. Der Zar hatte die absolute Macht, die Bauern lebten noch in der Leibeigenschaft, und viele russische Intellektuelle schämten sich dafür, wie altmodisch ihr Land eigentlich noch war.

Mehrere von ihnen versuchten, das Land zu modernisieren, doch die Versuche wurden vom Zaren verhindert. Erst gegen Ende des 19. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, begannen die Zaren, eine Industrialisierung in Russland zu erlauben.

Als aus dem russischen Zarenreich nach der Oktoberrevolution 1914 die Sowjetunion wurde, wurde die russische Industrie über die 20er und 30er Jahre hinweg massiv ausgebaut.

Wichtige Erfindungen der Industrialisierung

Während der Industrialisierung gab es eine unzählige Anzahl an bahnbrechende Erfindungen. Schauen wir uns nun ein paar genauer an.

Spinnmaschine & Mechanischer Webstuhl

Die Spinnmaschine und der mechanische Webstuhl wurden beide in Großbritannien erfunden, was traditionell schon eine sehr starke Textilindustrie hatte.

Gerade deswegen gelten diese zwei Maschinen als wichtige Erfindungen der Industrialisierung, weil sie zusammen die Industrialisierung in Großbritannien stark voranbrachten. Die Spinnmaschine, auch „spinning Jenny“, wurde um 1765 erfunden (von wem genau ist umstritten), der mechanische Webstuhl wurde 1785 von einem Pfarrer erfunden.

Dampfmaschine

Im Jahr 1769 ließ der Schotte James Watt eine “verbesserte Dampfmaschine” patentieren, wodurch wodurch plötzlich zahlreiche, unterschiedliche Arten von Maschinen betrieben werden konnten. Die meisten Fabriken liefen mit Dampfmaschinen, die Lokomotive lief mit einer Dampfmaschine, ja damals gab es sogar Dampfschiffe. Durch die allgemeine Wichtigkeit der Dampfmaschine wurde auch die Kohle ein sehr wichtiger Rohstoff.

Die ersten Dampfmaschinen waren ziemlich groß
Die ersten Dampfmaschinen waren ziemlich groß

Lokomotive

Die Lokomotive ermöglichte einen viel schnelleren Transport von Personen und Gütern, als es bisher möglich gewesen war. Lage wurde versucht, Wägen mit Dampf anzutreiben. Der Durchbruch gelang 1804 dem Briten Richard Trevithick. Die erste richtige Bahnstrecke verlief ab 1825 zwischen den englischen Städten Stockton und Darlington. Die erste deutsche Bahnstrecke wurde zehn Jahre später eröffnet und verlief zwischen Nürnberg und Fürth.

Die erste auf deutschem Gebiet gebaute Lokomotive fuhr nur im Kreis um ein Fabrikgebäude herum. Die zweite sollte eigentlich Kohle aus einem Bergwerk transportieren, allerdings konnte sie niemand nach dem Transport wieder richtig zusammenbauen…

Automobil

Das erste richtige Auto wurde im Jahre 1886 vom deutschen Ingenieur Carl Benz erfunden. Die erste richtige Autofahrt, von Mannheim nach Pforzheim, unternahm seine Frau Bertha. Carl gründete später eine Firma, die es heute noch gibt: Mercedes Benz.

Mercedes Benz entstand durch eine Fusion der Firmen Benz und Daimler. Der Name Mercedes geht zurück auf die Tochter eines der ersten Rennfahrer, der mit einem Daimler-Auto an den ersten Autorennen teilnahm.

Telegraf

Die bekannteste Form des Telegrafen, der Schreibtelegraf, wurde im Jahre 1837 erfunden und war eine Art Vorläufer der E-Mail. Mit einem Telegrafen konnte einfache elektrische Signale durch einen Draht schicken.

Mit sogenannten Morsealphabet, welches aus kurzen und langen Signalen besteht, konnte man so kurze Nachrichten verschicken. Passenderweise erfand der Erfinder des Schreibtelegrafen, der US-Amerikaner Samuel Morse, das gleich mit. So konnte man sich so über große Distanzen verständigen, vorausgesetzt, man hatte ein langes Kabel und beherrschte das Morsealphabet.

Vor dem richtigen Telegrafen gab es viele verschiedene Vorformen, unter anderem eine mit einem Draht für jeden Buchstaben.

Leben in der Industrialisierung

Vielen Menschen ging es in der Industrialisierung nicht sehr gut. Natürlich hatte es Vorteile, lauter Sachen im Übermaß zu produzieren, aber auch das hat der Schattenseiten: den Arbeiten in den Fabriken und Manufakturen, in denen diese Güter produziert wurden wurden verschwindend niedrige Löhne gezahlt. Sie mussten bis zu 14 Stunden am Tag arbeiten, und waren nicht einmal gegen Arbeitsunfälle versichert.

Diese Arbeit spielte sich zuerst in sogenannten Manufakturen ab, in denen eine Gruppe Leute noch mit Handarbeit verschiedene Güter herstellten, später wechselte die Arbeit für viele zur Fabrikarbeit.

Konnte jemand nicht mehr weiterarbeiten, zum Beispiel weil er einen Arm verloren hatte, oder wollte für seine Arbeit etwas mehr Geld bekommen, so wurde er einfach gefeuert. Es gab nämlich genug Leute, die gar keine Arbeit hatten. Diese Ausbeutung von Arbeitern durch Fabrikbesitzern nennt man umgangssprachlich auch “Kapitalismus“.  Wenn du auf das Wort klickst, findest du einen Artikel von uns darüber.

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Was war die Industrialisierung?

Die Industrialisierung war der Prozess des Aufbauens einer Industrie in einem Land.

Was war wichtig in der Industrialisierung?

Wichtig war es Fabriken und Rohstoffe zu haben. Um Dinge herzustellen, braucht man Werkzeuge und Materialien. Da vieles in der Industrialisierung mit Dampfmaschinen funktionierte, war Kohle ein besonders wichtiger Rohstoff.

Wann war die Industrialisierung?

Je nach Land zu Zeitpunkten: In Großbritannien begann sie schon im späten 18. Jahrhundert, in Deutschland erst im frühen 19. Jahrhundert.

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