Eine Frau erwartet Positives von einem Jungen und lobt ihn deshalb. Dadurch findet der Pygmalion Effekt statt und der Junge wird zu Superman.

Pygmalion Effekt – Einfach verstehen und anwenden

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Der Pygmalion Effekt zeigt eindrucksvoll, wie allein unsere Erwartungen die Leistung von Schülern und das Verhalten unserer Mitmenschen positiv beeinflussen können.

Damit du diesen Erwartungseffekt genau verstehst und für dich nutzen kannst, findest du in diesem Artikel:

  • was genau der Pygmalion Effekt ist
  • wie er sich vom Golem-Effekt unterscheidet
  • ein anschauliches Beispiel zum Pygmalion Effekt
  • wie der Pygmalion Effekt funktioniert
  • praktische Anwendungstipps für den pädagogischen und zwischenmenschlichen Bereich

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Definition des Pygmalion Effekts

Der Pygmalion Effekt, auch Rosenthal Effekt genannt, beschreibt das Phänomen, dass positive Erwartungen eine andere Person so beeinflussen können, dass sich ihre Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften tatsächlich positiv verändern.

Der Effekt verdeutlicht somit, wie wir durch unsere Erwartungen die Entwicklung anderer Menschen formen.

Typischerweise wird der Pygmalion Effekt im Bereich von Bildung und Arbeit untersucht und diskutiert. Deshalb bezieht er sich oft auf eine Verbesserung der Leistung von Schülern oder Angestellten durch die positiven Erwartungen von Vorgesetzten, Lehrern oder Eltern.

Da die Erwartungen sich bestätigen und sich die “Prophezeiung” somit selbst erfüllt, wird der Pygmalion Effekt auch als eine selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnet.

Unterscheidung vom Golem Effekt

Der Pygmalion Effekt und der Golem-Effekt sind wie zwei Seiten derselben Medaille. Beide beschreiben den Einfluss von Erwartungen auf die Entwicklung anderer Menschen, jedoch geht es hierbei um gegensätzliche Arten von Erwartungen und ihre Auswirkungen.

Beim Pygmalion Effekt beeinflussen positive Erwartungen an eine andere Person ihre Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften positiv.

Beispiel: Wenn ein Lehrer beispielsweise davon ausgeht, dass seine Schüler in der Klausur gut abschneiden werden, neigen diese tatsächlich dazu, bessere Leistungen zu erzielen.

Dagegen spricht man vom Golem-Effekt, wenn negative oder geringe Erwartungen an eine andere Person dazu führen, dass sich ihre Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften in eine negative Richtung ändern.

Beispiel: Glaubt der Lehrer nicht an den Erfolg seiner Schüler oder rechnet mit schlechten Noten in der nächsten Klausur, ist es wahrscheinlicher, dass die Schüler schlecht abschneiden.

Wer war Pygmalion?

Der “Pygmalion Effekt” ist nach einer Geschichte aus der griechischen Mythologie benannt.

Demnach war Pygmalion ein Bildhauer aus Zypern, der keine Frau fand, die seinen Ansprüchen gerecht wurde.

Enttäuscht meißelte er eine Statue, die seiner Vorstellung einer perfekten Frau entsprach. Er nannte sie Galatea und verliebte sich in sie.

Ein Mann, der in alten griechischen Gewändern gekleidet ist, zeigt auf eine Frauenstatue. Über ihm befindet sich eine Gedankenblase mit Herzen.

In der Hoffnung, Galatea zum Leben erwecken zu können, betete er zu Aphrodite, der Göttin der Liebe. Aphrodite erfüllte seinen Wunsch und Pygmalion konnte seine Liebe mit der lebenden Galatea teilen.

Warum wurde der Pygmalion Effekt nach dieser Geschichte benannt? Sie zeigt wie sehr Erwartungen unsere Realität formen können:

Pygmalion meißelte seine Erwartungen an eine ideale Frau in die Statue, die schließlich zum Leben erwachte. Seine Erwartungen wurden also Wirklichkeit.

Seine Hoffnung oder Erwartung, dass Galatea durch seine Gebete an Aphrodite lebendig wird, erfüllte sich ebenfalls.

Beispiel zum Pygmalion Effekt Das Experiment von Rosenthal und Jacobson

Eine Lehrerin steht zwischen zwei Gruppen von Schülern. Über der einen Gruppe befindet sich eine Gedankenblase, die zeigt, dass die Lehrerin einen Anstieg der Intelligenz erwartet, während sich über der anderen Gruppe keine Gedankenblase befindet. Anschließend steht die Gruppe, von der die Lehrerin Positives erwartet hat, auf dem 1. Platz eines Podests, während die andere Gruppe auf Platz 2 steht.

Die Studie von Rosenthal und Jacobson (1968) ist ein klassisches Beispiel für die Macht der Erwartungen und ihre Auswirkungen auf die Leistung anderer Personen, in diesem Fall die Intelligenz von Schulkindern.

1. Aufbau einer positiven Erwartung:

Die Forscher führten an einer Grundschule einen Intelligenztest durch und teilten den Lehrern anschließend mit, dass einige Schüler das Potential haben, sich in nächster Zeit intellektuell besonders schnell zu entwickeln.

Diese Schüler wurden jedoch von den Forschern per Zufall ausgewählt, unterschieden sich in Wirklichkeit also nicht von den anderen Schülern.

2. Bestätigung der Erwartung:

Am Ende des Schuljahres wurde erneut ein Intelligenztest durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Schüler, von denen die Lehrer eine schnelle Entwicklung ihrer Intelligenz erwartet hatten, tatsächlich besser im Test abschnitten als die anderen Schüler.

Das Experiment bestätigt, dass positive Erwartungen von Lehrern zu einer Verbesserung der Leistung von Schülern führen können, vermutlich da sie sich ermutigender und unterstützender gegenüber den Schülern verhielten.

Weitere Studien weisen darauf hin, dass eine positive Erwartungshaltung von Lehrkräften ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Aufmerksamkeit und das Langzeitgedächtnis von Schülern haben kann.

Somit können sich optimistische Erwartungen sogar förderlich auf Störungen wie ADHS auswirken.

Pygmalion Effekt vs. Rosenthal Effekt – Wo liegt der Unterschied?

Rosenthal führte ebenfalls eine Studie mit Ratten durch, in der sich zeigte, dass sogar positive Erwartungen von Menschen zu einer Leistungssteigerung von Ratten führen. Dies zeigt, dass der Effekt tiefgreifend und nicht abhängig von verbaler Kommunikation ist.

In Anlehnung an die Forscher wird der Pygmalion Effekt auch manchmal als Rosenthal Effekt bezeichnet. Allerdings bezieht sich dieser Begriff allgemein auf den Einfluss von Erwartungen auf die Entwicklung, unabhängig davon, ob es sich um Menschen oder Tiere handelt.

Dagegen spricht man nur dann vom Pygmalion Effekt, wenn diese Erwartungseffekte im zwischenmenschlichen Bereich stattfinden.

Wie funktioniert der positive Erwartungseffekt? – Phasen und Beispiel

Die Phasen des Pygmalion Effekts in einem Kreislauf.

Schauen wir uns nun genauer an, wie der Pygmalion Effekt im Detail funktioniert.

Der Pygmalion Effekt lässt sich wie ein Prozess verstehen, der aus mehreren Phasen besteht. Angefangen mit einer positiven Erwartung, kommt ein Kreislauf in Gang, der letztendlich die ursprüngliche positive Erwartung bestätigt oder sogar verstärkt.

1. Bildung von Erwartungen:

Eine Person entwickelt positive Erwartungen über das Verhalten, die Fähigkeiten oder Eigenschaften einer anderen Person.

Beispiel: Ein Mathelehrer bemerkt, dass bestimmte Schüler oft zusätzliche Fragen im Unterricht stellen und ihre Hausaufgaben sehr sorgfältig erledigen. Er schließt daraus, dass sie besonders begabt in Mathematik sind und deshalb in der nächsten Klausur hevorragende Leistungen erbringen werden.

2. Verhaltensanpassung an die eigenen positiven Erwartungen:

Die Person, die Positives erwartet, verhält sich nun meist unbewusst in Übereinstimmung mit ihren Erwartungen.

Beispielsweise gibt sie der anderen Person mehr Unterstützung, ermutigendes Feedback, zusätzliche Ressourcen oder es findet ein herzlicheres soziales Miteinander statt.

Beispiel: In den folgenden Wochen gibt der Lehrer diesen Schülern komplexere mathematische Probleme zum Lösen, bespricht ihre Lösungsansätze im Unterricht ausführlicher und lobt ihre Anstrengungen besonders. Er bietet ihnen außerdem die Möglichkeit, nach dem Unterricht zu ihm zu kommen und über die Aufgaben zu sprechen.

3. Positive Veränderung der anderen Person:

Die Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften der Person, von der Positives erwartet wird, verändern sich meist unbewusst als Folge des veränderten Verhaltens der anderen Person.

Diese positive Veränderungen können zum Beispiel durch mehr Motivation, Selbstvertrauen, Anstrengung des Schülers oder durch bessere Lern- und Arbeitsbedingungen erklärt werden.

Beispiel: Die Schüler, die vom Lehrer als besonders fähig gehalten werden, merken, dass dieser ihnen mehr zutraut als anderen. Sie fühlen sich deshalb motiviert, sich noch intensiver mit den Matheaufgaben zu beschäftigen und schwierigere Aufgaben zu lösen. Zudem stellen sie im Unterricht mehr Fragen und nutzen das Angebot des Lehrers.

4. Bestätigung der Erwartungen:

Die ursprünglichen Erwartungen werden durch die veränderten Verhaltensweisen, Eigenschaften und Fähigkeiten der anderen Person bestätigt. Die “Prophezeiung” hat sich also selbst erfüllt.

Dadurch werden die anfänglichen Erwartungen gefestigt oder sogar verstärkt und der Kreislauf setzt sich fort, sodass es zu weiteren positiven Veränderungen kommt.

Beispiel: Die nächste Klausur steht an und die Schüler, von denen der Lehrer viel erwartet hat, erzielen tatsächlich die besten Noten aus der ganzen Klasse. Der Lehrer ist nicht verwundert, da er schon im Vorhinein damit gerechnet hat, dass diese Schüler in der nächsten Klausur glänzen werden.

Anwendung des Pygmalion Effekts in Pädagogik und zwischenmenschlichen Beziehungen

Wir können den Pygmalion Effekt in verschiedenen Lebensbereichen verwenden, um unsere Mitmenschen auf positive Weise zu beeinflussen – sei es in Schule und Uni, im Berufsleben oder in Liebesbeziehungen und Freundschaften.

Wir zeigen dir, wie das geht. Fahre hierzu einfach mit der Maus über die gelben Boxen, um mehr zu erfahren.

Setze positive Erwartungen

Stelle bewusst positive und hohe, aber realistische Erwartungen an die andere Person und kommuniziere diese auf konstruktive Weise.

Reflektiere deine Erwartungen

Reflektiere regelmäßig deine eigenen Erwartungen, um sicherzustellen, dass du nicht unbewusst negative Vorurteile gegenüber der Person hast.

Arbeite an der Beziehung

Baue eine starke Beziehung zu der anderen Person auf und schaffe Vertrauen. So kannst du sie am besten durch dein eigenes Verhalten beeinflussen.

Gebe Feedback

Mach regelmäßig deutlich, was die andere Person gut macht und wie sie sich verbessern kann. So kannst du sie fördern, ohne sie zu entmutigen.

Fördere Selbstvertrauen

Mache der Person deutlich, dass sie die Fähigkeiten besitzt, schwierige Aufgaben zu bewältigen ermutige sie, Herausforderungen optimistisch anzugehen.

Zeige Anerkennung

Zeige, dass du die Anstrengungen und Erfolge der Person anerkennst. Bei Kindern eignen sich hierzu beispielsweise Belohnungssysteme.

FAQ

Was ist der Pygmalion Effekt?

Der Pygmalion Effekt zeigt, wie die positiven Erwartungen einer Person das Verhalten, die Eigenschaften und Fähigkeiten einer Person in eine positive Richtung verändern können. Dieses Phänomen zeigt eindrucksvoll, dass unsere Erwartungshaltung die Menschen um uns herum formen kann. Da sich die Vorhersagen letztendlich bewahrheiten, gehört der Pygmalion Effekt zu den selbsterfüllenden Prophezeiungen.

Was ist der Pygmalion Effekt in der Liebe?

Der Pygmalion Effekt tritt auch in Liebesbeziehungen auf, da positive Erwartungen an den Partner dessen Verhalten, Fähigkeiten und Eigenschaften positiv beeinflussen können, was wiederum eine positive Wirkung auf die gesamte Beziehung haben kann. Dies geschieht, indem sich die positive Erwartungshaltung förderlich auf das Selbstbild, Selbstvertrauen und auch die Motivation des Partners auswirkt. Um seinen Partner in die gewünschte Richtung zu lenken, sollte man also an seine Fähigkeiten und Stärken glauben.

Ist der Pygmalion-Effekt etwas Gutes oder etwas Schlechtes?

Der Pygmalion Effekt beschreibt, wie die positiven Erwartungen an eine Person dazu führen, dass sich diese Person positiv verändert. Somit handelt es sich um einen erstrebenswerten Effekt. Der Golem Effekt als Gegenstück zum Pygmalion Effekt bezieht sich dagegen auf die negative Veränderung einer anderen Person infolge der eigenen negativen Erwartungshaltung.

Hast du noch Fragen oder Gedanken zum Pygmalion Effekt? Schreib sie uns in die Kommentare!

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