Vortrags- und Redeangst

Vortrags- und Redeangst bei Schülern: Was tun, wenn Ihr Kind nicht vor der Klasse sprechen will?

Es gibt Kinder, die können es einfach: selbstbewusst vor der Klasse auftreten und ihr Wissen – oder manchmal auch Nichtwissen – mit den anderen Schülern teilen. Dann gibt es Kinder, die nur den Mund aufmachen, wenn sie von dem Lehrer dazu aufgefordert werden.

Und zum Schluss sind da noch die Schüler, die stumm bleiben, selbst wenn sie aufgerufen werden. Sie leiden unter einer ausgeprägten Redeangst und weigern sich oft, vor der Klasse zu sprechen. Ein Referat halten zu müssen, ist für sie der blanke Horror und mit vielfältigen unangenehmen Symptomen verbunden:

  • Übelkeit
  • Magenschmerzen
  • Durchfall
  • Herzrasen
  • Schwitzen
  • Schlafstörungen
  • Stottern

Die Redeangst geht bei Schülern häufig mit einer Prüfungsangst einher. Die Kinder fürchten sich davor, von anderen negativ bewertet zu werden, eine schlechte Note zu bekommen oder sich zu blamieren. Für Schüler, die sich vor der Klasse nie äußern und die vor Referaten sehr aufgeregt sind, kann die Redeangst zu einem echten Problem werden.

Sie werden von ihren Lehrern unterschätzt, können ihr eigentliches Potenzial nicht entfalten, bekommen schlechte mündliche Noten und haben somit einen hohen Leidensdruck. Daher sollten Sie die Redeangst bei Ihrem Kind nicht bagatellisieren, sondern ernst nehmen – und gemeinsam mit Ihrem Kind an Lösungen arbeiten.

Wir haben hier sechs Tipps für Sie, mit denen Sie Ihr Kind bei Sprechangst unterstützen können.

1. Tipp: Gut vorbereiten

Viele Kinder mit Redeangst befürchten, sich vor der Klasse oder dem Lehrer zu blamieren, wenn sie eine falsche Antwort geben. Diese Angst lässt sich erstmal dadurch minimieren, dass Ihr Kind sich gut auf den Unterricht vorbereitet.

Wenn es in der Schule aufpasst und sich jeden Tag daheim noch einmal fünf bis zehn Minuten für ein Schulfach Zeit zum Lernen nimmt, ist das eine gute Basis. Ein Kind, das sich gut vorbereitet fühlt, wird sich auch eher trauen, in der Schule vor der Klasse sein Wissen mitzuteilen.

Vor allem bei anstehenden Referaten gilt: üben, üben, üben! Helfen Sie Ihrem Kind dabei, den Vortrag zu erstellen und lassen Sie es das Referat dann schon einige Male vor einer kleinen Gruppe üben. Das verleiht Selbstsicherheit.

2. Tipp: Positiv denken

Ängstliche Kinder haben gerne Horrorszenarien im Kopf, die eintreten könnten, wenn sie vor der Klasse sprechen. Sie könnten sich verhaspeln und alle Mitschüler lachen. Sie könnten mit einer schlechten Note bestraft werden oder überhaupt kein Wort herauskommen.

Versuchen Sie, diese negativen Gedanken ins Positive umzulenken. Folgende Sätze können dabei helfen:

  • „Wir alle machen Fehler. Wenn du dich vor der Klasse verhaspelst, ist das für dich blöd, aber andere Kinder haben weniger Angst, wenn sie sehen, dass niemand perfekt ist.“
  • „Wenn du kein Wort herausbekommst, wird dein Referat definitiv nicht so schnell vergessen.“
  • „Selbst wenn du eine schlechte Note bekommst, gleichst du die doch locker mit deinen schriftlichen Leistungen wieder aus.“

Solche Aussagen nehmen den Druck aus der Situation.

3. Tipp: Bei einem Hobby entspannen

Gerade Kinder, die häufiger unter Ängsten leiden, sollten in ihrer Freizeit einem oder mehreren entspannenden Hobbys nachgehen.

Sie verhindern nicht nur Langeweile, sondern wirken sich auch positiv auf die körperliche und geistige Entwicklung bei Kindern aus – und können obendrein auch noch das Selbstwertgefühl der Kids steigern. Letzteres ist ein wichtiger Faktor zur Bekämpfung der übersteigerten Redeangst.

Aber: Viele Eltern wissen, dass es gar nicht so einfach ist, ein passendes Hobby für das eigene Kind zu finden. Gerade etwas ältere Kinder empfinden viele Hobbys schlicht als „uncool“. Schlagen Sie Ihrem Kind dennoch einige Freizeitbeschäftigungen vor. Erfahrungsgemäß kommen folgende Hobbys bei Kindern gut an und wirken sich positiv auf das Selbstbewusstsein aus:

  • Tanzen, insbesondere Hip-Hop
  • Mannschaftssport wie Fußball, Handball oder Volleyball
  • Einzelsportarten wie Klettern – ideal für schüchterne Kinder
  • Graffiti sprühen: zeigen Sie am besten Kunstwerke anderer Graffitikünstler, zum Beispiel auf der Website von graffitiartist.io, um das Interesse der Kids zu wecken
  • Reitunterricht nehmen
  • ein Instrument lernen – beliebt sind vor allem Schlagzeug, Keyboard oder Gitarre

Es gibt immer wieder Workshops und Schnupperkurse, die perfekt sind, damit Ihr Kind seine Vorlieben und Fähigkeiten näher kennenlernen und das perfekte Hobby für den Ausgleich zur Schule – und zum Aufbau des Selbstbewusstseins – finden kann.

4. Tipp: Kleine Hilfsmittel gegen die Nervosität nutzen

Manche Kinder profitieren von kleinen Hilfsmitteln gegen die Redeangst. Probieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind folgende Dinge aus:

  • ein spezieller „Beruhigungstee“ zum Frühstück
  • tiefes Ein- und Ausatmen zur Beruhigung
  • einen Talisman in die Schultasche stecken – etwa ein kleines Plüschtier
  • ein motivierender Song, den Ihr Kind mag

Lassen Sie das Hilfsmittel zu einem Ritual werden, das täglich vor der Schule oder zumindest in Situationen genutzt wird, die für Ihr Kind besonders stressig sind – also etwa vor Referaten. Je häufiger das Hilfsmittel zum Einsatz kommt, desto besser wird die Wirkung in Zukunft sein.

5. Tipp: Professionelle Hilfe hinzuziehen

In ausgeprägten Fällen der Sprechangst kann auch ein Hypnose Therapeut für Angst weiterhelfen. Viele Patienten mit Ängsten haben mit Hypnose schon gute Ergebnisse erzielt.

Laut hypnoseinstitut.de ist professionelle Hilfe, die zum Beispiel im Rahmen einer Hypnotherapie stattfindet, spätestens dann notwendig, wenn die Angst stark oder häufig auftritt, sodass die Lebensqualität leidet.

Sprechen Sie in solchen Fällen mit Ihrem Kinderarzt über das Problem. Er kann Ihnen sicher geeignete Anlaufstellen empfehlen. Manchmal kann eine kognitive Verhaltenstherapie bei ausgeprägten Redeängsten ratsam sein.

5. Tipp: Professionelle Hilfe hinzuziehen

Generell sollten Eltern ängstlicher Kinder versuchen, die Ängste Ihrer Kinder hinzunehmen und nicht kleinzureden. Die Redeangst ist eng mit der sozialen Phobie verbunden – eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter.

Es handelt sich hierbei um eine Krankheit, die Sie ernst nehmen sollten, da sie vielfältige Folgen für die Entwicklung Ihres Kindes haben kann. Sätze wie „So schlimm ist es doch nicht!“ sind da wenig zielführend.

Vielen Kindern hilft es aber zu hören, dass auch ihre Eltern manchmal Angst haben. Erzählen Sie Ihrem Kind, wann Sie das letzte Mal so richtig Bammel hatten. Berichten Sie auch darüber, wie die Situation am Ende ausging. Ist Ihnen vielleicht etwas Witziges passiert? Oder war die ganze Aufregung sogar umsonst? Solche Erfahrungen werden dazu beitragen, dass Ihr Kind sich nicht mehr so allein fühlt und lernt, mit seinen eigenen Ängsten besser umzugehen.

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