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Homo oeconomicus: Einfach erklärt – Definition, Beispiele und Kritik

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Der Homo oeconomicus Ansatz ist ein grundlegendes Modell der VWL und bildet somit das Fundament für viele weitere Themen der Mikro- und Makroökonomie. Trotzdem kann das Modell auf den ersten Blick sehr abstrakt wirken und schwer zu verstehen sein.

Daher findest du hier…

      • … die Definition des Homo oeconomicus
      • … konkrete und greifbare Homo oeconomicus Beispiele
      • … die Kritik am Homo oeconomicus Modell

Alles zum Thema Homo oeconomicus auf einen Blick und ganz einfach erklärt!

 Homo oeconomicus Definition

Ganz einfach erklärt, ist der Homo oeconomicus (auf deutsch: ökonomischer Mensch) eine fiktive Person, die vollkommen rational, wirtschaftlich und nutzenmaximierend handelt. Er beschreibt also den idealen, wirtschaftlich denkenden Menschen.

In den Wirtschaftswissenschaften wird der Homo oeconomicus als Grundlage und Protagonist verschiedener Wirtschaftsmodelle verwendet, um diese auf einem gut verständlichen, praktischen und einheitlichen Fundament aufzubauen.

Er kann dabei sowohl als Nachfrager bzw. Konsument als auch als Anbieter auf dem Markt handeln.

In den meisten Modellen sind alle Nachfrager und Anbieter ökonomische Menschen.

Homo oeconomicus Modell – die wichtigsten Merkmale

Das Modell des Homo oeconomicus stellt einen stark vereinfachten ökonomischen Menschen dar, der im Kern nur 4 relevante Eigenschaften aufweist:

    • Handelt immer vollkommen rational – Rationales Handeln
    • Oberstes Ziel ist immer die eigene Nutzenmaximierung
    • Hat vollständige Informationen über den Markt
    • Hat feste/unveränderliche persönliche Präferenzen

Betrachten wir diese 4 Grundannahmen des Homo oeconomicus nun etwas genauer.

Zum Thema siehe auch: Globalisierung

homo oeconomicus definition

Rationales Handeln

Der Homo oeconomicus handelt immer vollkommen rational, d.h. er trifft immer eine vernünftige, kalkulierte und voll durchdachte Entscheidung auf Basis der verfügbaren Daten und Fakten.

Für ihn steht immer der eigentliche Zweck der Handlung im Vordergrund.

Der Homo oeconomicus lässt seine Entscheidungen also nicht von irrationalen Faktoren wie seinem Bauchgefühl oder seinen Emotionen beeinflussen.

Allein diese Eigenschaft zeigt bereits, dass der Homo oeconomicus nur in der Theorie existieren kann, da es realen Menschen nicht möglich ist, immer zu 100% rational zu handeln und ihr Bauchgefühl und ihre Emotionen außen vor zu lassen.

Da genau diese Faktoren das Verhalten der Menschen aber unfassbar komplex und unberechenbar machen, werden sie einfachheitshalber durch den Ansatz des ökonomischen Menschen in Wirtschaftswissenschaftlichen Modellen ausgeblendet.

Nutzenmaximierung bzw. Gewinnmaximierung

Das oberste Ziel des Homo oeconomicus ist es, sein begrenztes Budget so einzusetzen, dass er mit möglichst minimalem Aufwand den maximalen Nutzen/Gewinn erzielt.

Handelt er am Markt als Nachfrager, maximiert er seinen persönlichen Nutzen, indem er das Güterbündel wählt, welches ihm den größten Nutzen bietet.

Agiert er als Anbieter, strebt er danach, den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen und optimiert demnach die ideale Kombination aus Preis und Produktionsmenge.

Vollständige Information

Der Homo oeconomicus hat vollständige Marktinformationen.

Der Homo oeconomicus kennt alle Auswahlmöglichkeiten, die ihm auf dem Markt zur Verfügung stehen und weiß ganz genau welchen Nutzen diese jeweils bieten.

Er weiß also im Vorhinein, welche Güterbündel (Nachfrager) bzw. welche Kombination aus Preis und Produktionsmenge (Anbieter) ihm am meisten Nutzen bzw. Gewinn im Vergleich zum Aufwand bieten.

Sollten sich die Gegebenheiten am Markt ändern, weiß der Homo oeconomicus sofort Bescheid und kann sein Verhalten entsprechend anpassen.

Somit ist es dem ökonomischen Mensch möglich, den günstigsten Anbieter für seine nachgefragten Güter oder den optimalen Preis für seine angebotenen Güter zu finden.

Die vollständigen Informationen bieten die Informationsgrundlage für das rationale Handeln und machen seine Entscheidungen im Sinne des Modells besser vorhersehbar und nachvollziehbar.

homo oeconomicus

Wirtschaftswissenschaftler benutzen hierfür auch den Begriff der vollständigen Markttransparenz, da der Homo oeconomicus nicht nach den Informationen suchen muss, sondern diese schon automatisch zur Verfügung hat. Der Markt ist für ihn also im wahrsten Sinne des Wortes transparent.

Feste Präferenzen

Während die Präferenzen eines realen Menschen alles andere als fest sind und sich regelmäßig ändern, sind die Präferenzen des Homo oeconomicus unveränderlich.

Der Homo oeconomicus hat eine sog. vollständige Präferenzordnung, d.h. er kann für alle Güterbündel am Markt eine unveränderliche Rangordnung erstellen. Je weiter oben das Güterbündel in seiner festen Rangordnung ist, desto mehr Nutzen spendet ihm dieses.

Wenn er die Wahl zwischen zwei Güterbündeln hat, wird er also immer dieselbe Entscheidung treffen.

Ein ökonomischer Mensch wird immer das Gut wählen, welches in seiner Präferenzordnung weiter oben steht und ihm folglich mehr Nutzen bietet.

Homo oeconomicus Beispiel

Betrachten wir nun ein Beispiel, um das Modell noch etwas greifbarer zu machen.

Nehmen wir dafür erneut den Homo oeconomicus Holger. Nach langem sparen will er sich jetzt ein neues Auto kaufen.

Zuerst muss er sich für eine Marke entscheiden. Holger sortiert sofort alle Luxusmarken aus, da er vollkommen rational denkt und er keinen Nutzen daraus zieht, mehr Geld für soziale Anerkennung zu bezahlen. Daher wählt Holger eine preiswertere Mittelklassen-Marke.

Als nächstes muss er sich für ein Modell entscheiden. Hierbei achtet er besonders auf seine persönliche Nutzenmaximierung. Da er eine Familie mit Frau und 3 Kindern hat, zieht er am meisten Nutzen aus einem geräumigen SUV. Ein Cabrio mit 2 Sitzen hingegen würde ihm nur sehr wenig Nutzen spenden.

Früher fuhr Holger immer ein Auto mit Dieselmotor, aufgrund seiner festen Präferenzen sollte sich das nun eigentlich auch nicht ändern. Doch jetzt wird die Steuer auf Autos mit Dieselmotoren stark erhöht, so dass ein Auto mit Benzinmotor in jedem Fall die bessere ökonomische Wahl für Holger ist. In diesem Fall ändern sich Holgers Präferenzen und er kauft jetzt einen Benziner.

Das liegt aber nur daran, dass sich die äußeren wirtschaftlichen Zustände geändert haben und nicht etwa weil Holger die Umwelt schützen möchte.

homo oeconomicus beispiel

Als letztes muss Holger sich für eines der unzähligen Angebote auf dem Markt entscheiden, ein normalerweise sehr zeitintensiver Prozess. Da Holger allerdings vollständige Markttransparenz und alle Marktinformationen hat, kennt er sofort das günstigste Angebot und kann sich seinen roten SUV kaufen.

Wie dir sicher schon aufgefallen ist, ist dieser Kaufprozess an manchen Punkten eher unrealistisch und würde in der Realität nicht so reibungslos funktionieren wie bei Holger. Blicken wir daher nun auf die Kritik, die dem Modell häufig entgegengebracht wird.

Homo oeconomicus Kritik – Was spricht dagegen?

Zwar ist das Modell des Homo oeconomicus geeignet, um komplexere wirtschaftliche Zusammenhänge zu vereinfachen, wird jedoch auch immer häufiger stark kritisiert.

Vor allem die 4 Grundannahmen des Modells sind nach Kritikern viel zu weit von der Realität entfernt, um daraus Schlüsse auf die Realität ziehen zu können. Die wichtigsten Kritikpunkte sind:

(Ir)rationales Handeln

Einer der häufigsten Kritikpunkte ist die Fähigkeit des Homo oeconomicus, immer perfekt rational zu handeln.

Der ökonomische Mensch ist in der Lage, wie eine Maschine, Bauchgefühl und Emotionen komplett abzustellen und seine Entscheidungen nur auf Grundlage von Daten und Fakten zu treffen.

Reale Menschen hingegen treffen sehr häufig irrationale Entscheidungen.

Sie bewerten ihre Emotionen und Bauchgefühle häufig sogar deutlich höher als die verfügbaren Daten und Fakten. Menschen handeln zum Teil sogar bewusst irrational und treffen eine rein emotionale Entscheidung, die ganz anders ist, als es die verfügbaren Informationen vermuten lassen.

Menschen lassen sich in Realität häufig von ihren Erinnerungen, Erfahrungen und Präferenzen beeinflussen. Sie wählen ein Produkt nur weil sie es aus der Werbung kennen oder weil ihnen das Design besser gefällt, auch wenn ein anderes Produkt vielleicht rational die bessere Wahl für sie wäre.

(Un)vollständige Informationen

Auch die Annahme, dass der Homo oeconomicus alle Informationen auf dem Markt hat, ist weit von der Realität entfernt.

Ein realer Mensch wird niemals sofort alle Informationen auf dem Markt haben.

Menschen in der Realität müssen Informationen langfristig recherchieren und selbst dann werden sie niemals alle Informationen haben und jedes angebotene Güterbündel und dessen Preis kennen. Sie treffen gezwungenermaßen eine ggf. suboptimale Entscheidung, da sie das beste verfügbare Güterbündel vielleicht gar nicht kennen.

Präferenzen verändern sich

Auch die festen unveränderlichen Präferenzen des ökonomischen Menschen sind ein deutlicher Kritikpunkt. Wie im Beispiel oben dargestellt, sind die Präferenzen realer Menschen alles andere als fest und können sich jederzeit sowie scheinbar grundlos ändern.

Nicht ausschließlich Nutzenmaximierung

Menschen haben mit ihrem wirtschaftlichen Verhalten häufig mehr diverse und tiefgehende Intentionen als nur ihren persönlichen Nutzen bzw. Gewinn zu maximieren.

So kaufen Menschen bspw. Luxusmarken, um sich selbst zu verwirklichen oder soziale Anerkennung zu erhalten, was ein Homo oeconomicus niemals tun würde.

Auch arbeiten Menschen ehrenamtlich oder spenden ihr Geld ohne eine direkte Gegenleistung zu erwarten, was den Prinzipien des Homo oeconomicus eindeutig widerspricht.

Trotz all dieser Kritik wird das Modell des Homo oeconomicus auch heute noch weitreichend als Grundlage genutzt, um sonst zu komplizierte wirtschaftswissenschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen.

Denn es wird wahrscheinlich niemals möglich sein, ein Modell zu entwickeln, das so simpel ist und gleichzeitig die Unberechenbarkeit der Menschen berücksichtigen kann.

Allein wenn man versucht, die Emotionen der Menschen mit einzubeziehen, wird das Modell unfassbar komplex und fast unbrauchbar.

FAQ – die meistgestellten Fragen

Was ist der Homo oeconomicus leicht erklärt?

Der Homo oeconomicus ist ein wirtschaftswissenschaftliches Modell. Es beschreibt eine ausgedachte Person, die immer perfekt rational, wirtschaftlich und nutzenmaximierend handelt.

Wofür braucht man den Ansatz des Homo oeconomicus?

Der Ansatz des Homo oeconomicus gilt als Grundlage für viele wirtschaftswissenschaftliche Modelle und hilft das sonst viel zu komplexe menschliche Verhalten einfacher und vorhersehbarer zu machen.

Gibt es in einem Modell Anbieter und Nachfrager, kann man davon ausgehen das diese Homines oeconomici (Pl.: Homo oeconomicus) sind.

Was sind die Grundannahmen des Homo oeconomicus?

Das Modell des Homo oeconomicus hat 4 Grundannahmen, die sein Verhalten vollständig bestimmen.

    • Rationales Handeln
    • Nutzenmaximierung
    • Vollständige Informationen
    • Feste Präferenzen

Ist der Homo oeconomicus egoistisch?

Da der Homo oeconomicus nur existiert, um seinen Nutzen zu maximieren und er ausschließlich dieses Ziel erreichen will, kann man ihn durchaus als egoistisch bezeichnen.

Wie verhält sich der Homo oeconomicus?

Der Homo oeconomicus verhält sich immer perfekt rational und wirtschaftlich.

Er kann seine Emotionen vollkommen ausblenden und nur auf Basis der verfügbaren Daten und Fakten handeln. Er findet immer das perfekte Angebot, da er alle Marktinformationen hat. Er wählt immer das Güterbündel, dass ihm den höchsten Nutzen bietet und möglichst weit oben in seiner Präferenzordnung steht.

Was spricht gegen den Homo oeconomicus Ansatz?

Die Annahmen des Homo oeconomicus Modells sind sehr realitätsfern und können so nur schwer das reale Verhalten der Menschen darstellen.

Menschen in der Realität lassen sich von ihren Emotionen steuern, handeln impulsiv und irrational. Sie haben nicht alle Marktinformationen, handeln nicht nur nutzenmaximierend und ihre Präferenzen ändern sich sehr häufig.

Gibt es den Homo oeconomicus wirklich?

Der Homo oeconomicus ist rein fiktiv.

Er kann in Realität nicht existieren, da es Menschen nicht möglich ist nach den 4 Grundannahmen des Homo oeconomicus zu handeln.

Wir hoffen wir konnten mit diesem Artikel all deine Fragen zum Thema Homo oeconomicus beantworten.

Solltest du trotzdem noch Fragen, Anregungen oder Feedback haben, lass uns auch gerne einen Kommentar und eine Sternebewertung da!

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