Sie suchen nach einer geeigneten Schule für Ihr Kind oder möchten sich über das Konzept der Waldorfpädagogik informieren?
Dann lesen Sie weiter! In diesem Artikel erfahren Sie, was man unter Anthroposophie versteht, wie das pädagogische Konzept praktisch umgesetzt wird und welche zusätzlichen Informationen sowie kritischen Betrachtungen zur Waldorfschule wichtig sind.
Grundlagen einer Waldorfschule
In Deutschland gibt es rund 257 Waldorfschulen, die als staatlich anerkannte Privatschulen in freier Trägerschaft geführt werden.
Die Waldorfpädagogik bildet dabei zwar die Grundlage für Erziehung und Unterrichtsmethoden, ist jedoch nicht selbst Unterrichtsinhalt.
Außerdem finden Sie bei uns eine Übersicht über weitere verschiedene Schulformen.
Rudolf Steiner als Begründer der Waldorfschule

Die Waldorfpädagogik wurde von Rudolf Steiner auf Grundlage der von ihm formulierten Anthroposophie entwickelt.
Die erste Waldorfschule gründete sich 1919 in Stuttgart, als Rudolf Steiner zur Einrichtung einer pädagogischen Betreuung für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik beauftragt wurde. Daher kommt übrigens auch der Name “Waldorf”.
Die Anthroposophie
Die Anthroposophie ist eine Lehre zum Verständnis von Natur, Geist und menschlicher Entwicklung. Dabei vereint sie sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch philosophische und spirituelle Ansätze.
Die anthroposophische Menschenkunde geht dabei von einer Dreigliederung des Menschen aus: Geist, Seele und Leib.Darauf aufbauend leitet Rudolf Steiner Denken, Fühlen und Wollen ab, die wiederum gleichermaßen gefördert werden sollen.
Zudem spiegeln diese drei Einheiten zentrale Bereiche der Gesellschaft wider – angelehnt an die Prinzipien der Französischen Revolution.

Was ist eine Waldorfschule?
Mit dem Vorwissen über die Anthroposophie können Sie nun einen guten Eindruck über die Anwendung der Waldorfpädagogik in der Waldorfschule erlangen.
Waldorfpädagogik Konzept

Aus der Dreigliedrigkeit des Menschen aus Denken, Fühlen und Wollen leiten sich seine intellektuell-kognitiven, künstlerisch-kreativen und handwerklich-praktischen Fähigkeiten ab. Diese werden bei den Schülern in gleichem Maße gefördert.
Deswegen gibt es an Waldorfschulen umfangreiche Angebote im handwerklichen und künstlerischen Bereich und in jedem Unterricht sind gewisse künstlerische Elemente enthalten.
Waldorfpädagogik – Bild vom Kind
Das Bild vom Kind ist vom anthroposophischen Menschenbild geprägt. Auf Grundlage der Einheit von Leib, Seele und Geist wird die Entwicklung des Kindes ganzheitlich betrachtet.
Das aktive Erleben mit allen Sinnen fördert die Kinder in körperlicher und geistiger Hinsicht. Eine besondere Bedeutung hat die Beziehung zu den Lehrenden.
Die Ziele der Waldorfschule – Waldorfpädagogik kurz erklärt
#1 Gute Beziehung untereinander und zu den Lehrenden
Das übergeordnete pädagogische Ziel ist es, den Kindern ein soziales Netz als Rückhalt während ihrer Entwicklung zu geben.
#2 Soziale Kompetenz
Weiterhin wird auch der Verstand mit Emotionen wie Mitgefühl und das Verantwortungsbewusstsein gefördert und entwickelt.
#3 Körperliche Gesundheit
Das abwechslungsreiche Lernen und das harmonische Zusammensein weckt die Lernfreude und unterstützt dadurch auch die körperliche Gesundheit.
#4 Lebenslanger Lernprozess
Bereits in den Kinderjahren wird durch umfassende Bildung das Interesse an der Welt geweckt und dient als Grundlage für einen lebenslangen Lernprozess.

Was ist das Besondere an einer Waldorfschule?
Um Ihnen eine konkrete Vorstellung vom Schulalltag in einer Waldorfschule zu geben, finden Sie hier die wichtigsten Aspekte:
Klassenstufen
Die Kinder gehen die gesamte Schulzeit gemeinsam in eine Klasse. Die Schulzeit dauert 12 bis 13 Jahre und es wird in die Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe unterschieden.
Unterrichtsinhalte
Unterstufe
Der Unterricht findet größtenteils in sog. Epochen mit dem Klassenlehrer:in statt. In längeren zeitlichen Abschnitten werden Themen wie bspw. Rechnen, Schreiben oder Formenzeichnen behandelt.
Im Fachunterricht wechseln sich praktisches Arbeiten (z.B. Handarbeit) und künstlerische Übungen (z.B. Musik) ab.
Insgesamt ist der Unterricht bildhaft, womit die Kinder grundlegende Dinge besser verstehen und erleben.
Mittelstufe
In der Mittelstufe gibt es Epochenunterricht beim Klassenlehrer:in. Die Unterrichtsfächer sind umfangreicher. So gibt es bspw. Unterricht in Geographie, Geschichte und den Naturwissenschaften.
Oberstufe
In der Oberstufe gibt es nur noch Fachunterricht. Die Schüler übernehmen mehr Eigenverantwortung für ihr Lernen und beschäftigen sich insb. mit den Natur- und Geisteswissenschaften. Dabei werden sie von einem Klassenbetreuer:in begleitet. Außerdem finden vielfältige Projekte statt.
Einen beispielhaften Lehrplan und weitere Informationen zu Unterrichtsinhalten können Sie auf der Internetpräsenz vom Bund der Freien Waldorfschulen e.V. finden.
Leistungsbeurteilung
Anstatt von Noten gibt es hauptsächlich schriftliche Beurteilungen. So ist es nicht möglich, dass ein Kind sitzen bleibt. Das bedeutet aber auch, dass keine Leistungen (Punkte) für die abschließende Abiturnote gesammelt werden.
Abschlüsse
An Waldorfschulen können meist alle staatlichen Abschlüsse erworben werden; das Abitur wird jedoch oft extern abgelegt. Zusätzlich gibt es an vielen Schulen einen Waldorfabschluss, in den auch künstlerische Arbeiten wie ein Klassenspiel oder die Jahresarbeit einfließen.
Möchten Sie weitere Eindrücke über die Beweggründe der Waldorfpädagogik erhalten? Schauen Sie sich doch gern den folgenden Kurzfilm zur Waldorfpädagogik weltweit an:
Waldorfschule Kosten – Wie werden sie berechnet?
Da die staatlichen Zuschüsse die Kosten der Waldorfschule nur teilweise decken, erhebt sie Elternbeiträge. Diese betragen meist zwischen 80 und 200 Euro pro Monat und Kind.
Die Kosten lassen sich nicht genau voraussagen, da die Berechnung an den unterschiedlichen Standorten variiert.
Das Schulgeld ist prinzipiell nach dem Einkommen gestaffelt. Aber es gibt auch die Möglichkeit einer Ermäßigung, um den Grundgedanken einer sozialen Gerechtigkeit im Bildungswesen zu verwirklichen.
Waldorfschule Kritik
Jede Schulform und Erziehungsmethode hat ihre Vor- und Nachteile und eignet sich mehr oder weniger gut für ein bestimmtes Kind.
Die Waldorfschule steht in der Kritik, die Kinder nicht auf das “wirkliche Leben” vorzubereiten. Der Schonraum, der gewissermaßen um die Kinder gebildet wird, sei weltfremd und anfällig für Manipulation und Ideologien.
Waldorfschule – Vorteile und Nachteile
Nachfolgend sind einige Vor- und Nachteile der Waldorfschule im Vergleich zu staatlichen Schulen zusammengestellt.
Umfassendes handwerkliches und künstlerisches Angebot |
Keine Noten und somit weniger Leistungsdruck |
Feste Bezugspersonen begleiten die Kinder durch den Schulalltag |
Stärkung der individuellen Fähigkeiten der Kinder |
Zahlung von Schulgeld |
Meist keine Vorleistungen für das Abitur möglich |
Bei Problemen mit dem Lehrpersonal gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten |
Das Lehrpersonal benötigt kein klassisches Studium, weshalb die inhaltliche Qualität des Unterrichts leiden kann |
FAQ zur Waldorfpädagogik
Wann ist die Waldorfschule für mein Kind genau das Richtige?
Sie identifizieren sich mit den Auffassungen der Waldorfpädagogik und ihr Kind hat gewisse Veranlagungen und Interessen, die sich mit dem Lehrplan der Waldorfschule decken.
Was macht die Waldorfpädagogik aus?
Die Besonderheit liegt in der ganzheitlichen Betrachtung des Kindes, dem Lernen mit allen Sinnen und der vertrauten Atmosphäre.
Was ist die anthroposophische Erziehung?
Der Grundgedanke der Anthroposophie ist Freiheit und Verantwortung.
Was ist der Sinn von Eurythmie?
Die Eurythmie als Bewegungskunst bringt Sprache und Musik künstlerisch zum Ausdruck. Dazu werden bestimmte Gebärden, Gesten, Farben und Formen eingesetzt.
Wie Lernen Kinder in der Waldorfpädagogik?
Lernen erfolgt durch sinnliche Erfahrungen und eine enge Beziehung zu den Lehrkräften.
Gleichzeitig steht die individuelle Förderung im Mittelpunkt, weshalb freies Spiel eine zentrale Rolle spielt, wodurch sowohl ihre Eigeninitiative als auch ihre Fantasie gestärkt werden.
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