Stell dir vor, du kannst kein eigenes Land besitzen, musst hart arbeiten und das alles für deinen Herrn. Willkommen im Mittelalter! Die Grundherrschaft war das zentrale System, welches die Gesellschaft und das Leben der Menschen steuerte. Wer herrschte, wer gehorchte und wie dieses System funktionierte, erfährst du hier.
Was ist eine Grundherrschaft?
Grundherrschaft war ein Herrschaftssystem und ein wichtiger Bestandteil des mittelalterlichen Gesellschaftssystems. Die Grundherren, häufig Adelige, besaßen das Land und gaben es an Bauern, oft Leibeigene oder Hörige, zur Nutzung ab. Diese waren jedoch nicht frei, mussten das Land bewirtschaften und Abgaben zahlen oder Frondienste leisten.
Die mittelalterliche Gesellschaft
Die mittelalterliche Gesellschaft war in drei Stände gegliedert, weshalb sie auch Ständegesellschaft genannt wurde. Jede Gruppe hatte feste Pflichten und Rechte. Die drei Stände sind:
Klerus | - Bischöfe, Priester, Mönche und Nonnen - zuständig für Religion, Bildung und Gebet - meist gebildet und großer Einfluss auf König und Volk |
Adel | - Könige, Fürsten und Ritter - schützen das Land und führen Kriege - besaßen und regierten das Land (Grundherren) |
Bauern & Bürger | - Bauern, Handwerker und Händler - größter Teil der Bevölkerung - mussten Arbeiten, Abgaben leisten und hatten wenig Rechte |
Ständepyramide
Aufbau einer Grundherrschaft
Die Grundherrschaft fußte auf dem Abhängigkeitsverhältnis der drei Stände. Die Bauern waren abhängig von ihren Grundherren, dem Adel und dem Klerus, und arbeiteten auf ihrem Land. Zusätzlich mussten sie neben der Feldarbeit und auch noch Abgaben in Form von Getreide oder anderen Erträgen (z.B. aus ihrer Viehwirtschaft) machen. Diese wurden Zehnt genannt, da sie ein Zehntel der Erträge ausmachten.
Grundherr
Dem Grundherren gehörte das Land. Meist waren es Adlige oder der Klerus, aber der größte und mächtigste Grundherr war der König. Er konnte Teile seines Landes an seine Untergebenen, den Lehnsmännern, verleihen. Diese verwalteten ihren Teil und ließen ihn von ihren Bauern bewirtschaften.
Bauern im Mittelalter
Wir unterteilten die Bauern im Mittelalter in vier Gruppen: freie Bauern, halbfreie Bauern, unfreie Bauern und Leibeigene. Alle vier mussten auf den ihnen zugewiesenen Land arbeiten und dieses bewirtschaften, jedoch unterschied sich das Verhältnis zu ihrem Grundherren:
freie Bauern | - hatte keinen Grundherren - besaßen Land welches sie für sich selbst bewirtschafteten - bestimmten ihr Leben zum großen Teil selbst |
halbfreie Bauern | - waren meist freie Bauern -> mussten jedoch Land an Grundherren abtreten - um Land weiter bewirtschaften zu dürfen -> Geld und Frondienst an Grundherren - waren als Mensch noch frei |
unfreie Bauern / Hörige | - durften Land bewirtschaften, aber nicht besitzen - waren an Land gebunden - mussten Abgaben und Dienste an Grundherren leisten - mussten sich den Entscheidungen ihres Grundherren in allen Bereichen beugen |
Leibeigene | - ähnlich wie unfreie Bauern aber -> an Person (Grundherren), nicht an Land, gebunden - durften ohne dessen Erlaubnis keine Entscheidungen treffen - wurden bei Verkauf von Land mitverkauft - so gut wie keine Selbstbestimmung |
Herrenhof (Fronhof)
Der Fronhof war das Zentrum der Grundherrschaft. Hier lebte der Grundherr, oder sein Verwalter (Meier). Er bestand aus einem Wohnhaus (Herrenhaus) und Wirtschaftsgebäuden (Stall, Scheune, etc.), dazu kamen auch noch die Weide– und Ackerflächen. Der Hof wurde nicht verpachtet, sondern für den eigenen Nutzen bewirtschaftet. Dies tat der Grundherr jedoch nicht selbst, sondern überließ es seinen Angestellten.
Zusammenfassung
Die Grundherrschaft bestimmte im Mittelalter, wie Arbeit, Macht und Land verteilt waren. Grundherren besaßen Land und ließen dieses von Bauern bewirtschaften. Diese leisteten dafür Abgaben und Frondienste. Der Grundherr sorgte im Gegenzug für Schutz und Ordnung.
Kurz gesagt: Land gegen Arbeit – Schutz gegen Abhängigkeit.