Mit dieser App hängst du weniger am Handy und trägst gleichzeitig zur weltweiten Aufforstung bei

Du willst weniger Zeit am Telefon verbringen und dich mehr auf die wichtigen Dinge konzentrieren? Die App „Forest“ schafft genau das und lässt dich gleichzeitig ein paar Bäume pflanzen.

Autor*in Marisa Pettit, 27.06.18

Mobiltelefone haben schon vielerorts ihr Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung gezeigt – von der Unterstützung von Menschen beim Zugang zu sauberer Energie, über den lebensrettenden Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen bis hin zur Unterstützung von Flüchtlingen, die ihre vermissten Angehörigen suchen. Das sind nur einige von etlichen Beispielen. Aber in vielen Teilen der Welt hat die Abhängigkeit vom Mobiltelefon hingegen eher Suchtcharakter angenommen: Jüngste Untersuchungen zeigen, dass der durchschnittliche US-Bürger fast drei Stunden am Tag mit seinem Handy verbringt. Hinzu kommt, und das werden viele von uns kennen, dass der ständige Blick aufs Smartphone nicht unbedingt die ungestörte Konzentrationsfähigkeit auf eine Sache fördert.

Die App „Forest“ will dabei unterstützen, dem Handy eine Pause geben – und dabei sogar noch etwas Gutes zu tun. Forest vereint die lernfördernde Pomodoro-Technik (Intervalllernen) mit spielerischen Aspekten, einem hübschen Design und einem einzigartigen Umweltaspekt. Zunächst wird per Timer festgelegt, wie lange die ungestörte Konzentrationsphase andauern soll. Das heißt, dass in dieser Zeit keine Apps, Social Media Anwendungen oder zusätzliche Brower geöffnet werden sollen. Zum Start dieser Konzentrationsphase wird in der App ein virtuelles Samenkorn gepflanzt. Lässt du das Telefon in Ruhe liegen, beginnt das Samenkorn zu sprießen und wächst bis zum Ende der Sitzung zu einem richtigen Baum heran.

Wenn du jedoch der Versuchung nicht wiederstehen kannst und dein Telefon benutzt oder anfängst, auf Browserseiten herumzusurfen, verkümmert der Setzling und geht ein. Alle Bäume, die du jedoch erfolgreich und ungestört wachsen lassen konntest, werden zu (d)einem virtuellen Wald hinzugefügt und du erhältst (virtuelle) Münzen zu Belohnung für deine Mühen. Für 15 Minuten Fokus erhälst du beispielsweise 4 Münzen, für 65 Minuten 22. Als zusätzliches Feature kann die App auch so eingestellt werden, dass sie jederzeit im Hintergrund läuft und detaillierte Statistiken darüber anfertigt, wie viele Stunden pro Tag ein Nutzer vor dem Smartphone-Bildschirm verbringt.

Und was ist jetzt mit dem Umweltaspekt?

Mit einem cleveren Twist ermöglichst es Forest seinen Nutzern, ihren „virtuellen“ Wald in einen echten zu verwandeln: Die virtuellen Münzen können eingelöst werden, um Baumpflanzungen in der realen Welt zu bezahlen. Diese Funktion ist allerdings nur in der Premium-Version der App verfügbar, die derzeit etwas über 2 EUR kostet. Jeder „echte“ Baum kostet 2500 virtuelle Münzen. Das klingt nach viel, aber wenn die App an einem Arbeitstag für 6 bis 8 Stunden am Tag für 5 Tage die Woche verwendet wird, sind bereits am Ende des Monats genug Münzen beisammen, um einen Baum am Ende des Monats zu pflanzen. 

Dafür arbeiten die Macher mit der Organisation „Trees for the Future“ zusammen, die den Lebensunterhalt von Bauern in Ost- und Westafrika durch die Revitalisierung von degradiertem Land verbessert. Derzeit laufen 14 Aufforstungsprojekte in fünf Ländern und nach eigenen Angaben von Forest wurden bereits über 200.000 Bäume gepflanzt.

Abgesehen von der Tatsache, dass es tragisch oder vielleicht sogar lächerlich erscheinen mag, dass wir eine Smartphone-App brauchen, die uns hilft, unsere Smartphones aus der Hand zu legen, gibt es auch noch einen weiteren Nachteil. Aufgrund von Budgetbeschränkungen können Nutzer bisher jeweils nur fünf echte Bäume pflanzen. Das bedeutet natürlich, dass der Einfluss des Einzelnen stark eingeschränkt ist oder es sehr viele Nutzer geben müsste, um einen großen Impact zu haben. Das Unternehmen gibt jedoch an, es ihren Nutzer über spezielle und zeitlich begrenzte Aktionen ermöglichen zu wollen, auch mehr als fünf Pflanzaktionen zu realisieren.

Forest ist als App für Android und iOS sowie als Webbrowser-Add-On für Firefox und Chrome verfügbar.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Laura Wagener und erschien im Original auf unserer englischen Seite.
 

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